Verona (dpa) - Erik Zabels WM-Silbermedaille von Verona hat eine glänzende und eine matte Seite. Die Vize-Weltmeisterschaft auf der Straße war natürlich der wertvollste aller 18 zweiten Plätze, die Zabel in dieser Saison eingefahren hat.
Außerdem brachte sie dem 34-jährigen Radprofi aus Unna die Weltranglisten-Führung vor Olympiasieger Paolo Bettini zurück. Allerdings war er eben wieder nur zweiter Sieger. Zabel tröstete sich mit etwas Sarkasmus: «Meinen Rekord von 1999, als ich 21 Mal Zweiter wurde, schaffe ich in diesem Jahr nicht mehr.»
«Die Freude überwiegt», sagte die Nummer zwei im T-Mobile-Team hinter Jan Ullrich, der in Verona wegen Erkrankung fehlte. Zabels Gesicht sprach aber eine andere Sprache. «Natürlich ärgerst du dich als Sprinter, wenn du geschlagen wirst. Wie oft ist man schon mal so nah dran am WM-Titel. Aber mit etwas Abstand wird er zufrieden sein, zumal die gesamte Mannschaft einen so starken Eindruck hinterlassen hat wie lange nicht bei einer WM», sagte T-Mobile-Co-Manager Olaf Ludwig, 1993 selbst WM-Dritter und einst Lehrmeister im Telekom-Team für Zabel.
Anstehende Vertragverhandlungen mit dem neuen Manager Ludwig im Juni kommenden Jahres würden «schwierig», hatte Zabel schon vorher gesagt. «Ich wüsste nicht, dass wir irgendwelche Probleme hätten. Über Verträge brauchen wir ja jetzt noch nicht zu verhandeln», meinte Ludwig. Vielleicht wollte der Sprinter schon dezent andeuten, dass er auch ohne große Siege nicht daran denkt, ab 2006 Abstriche an seinen Bezügen zu akzeptieren.
Zabel überzeugt mit Konstanz. Der Gewinner des Punkte-Trikots bei der Spanien-Rundfahrt (ohne Etappensieg) hat berechtigte Hoffnungen auf Platz eins in der Weltrangliste auch am Jahresende. In seinem letzten Saisonrennen bei Paris-Tours, das Zabel im Vorjahr vor Supersprinter Alessandro Petacchi gewann, wird er nach der Weltranglisten-Berechnung zwar Punkte verlieren, wenn er nicht wieder ganz vorne ist. Ob aber Bettini im Weltcup-Finale bei der Lombardei-Rundfahrt die Woche darauf im Kampf um Platz eins in der Pokal-Gesamtwertung noch ausreichend punktet, um Zabel zu überholen, ist offen. Wenn die Lombardei-Rundfahrt gestartet wird, gönnt sich Erik Zabel einmal Urlaub.