Hamilton/Kanada (dpa) - Statt sich über das verpasste Regenbogen-Trikot zu ärgern, freute sich Erik Zabel auf den Urlaub. Zusammen mit Frau und Sohn wechselte er die Grenze und startete in mehrwöchige USA-Ferien.
Abgesehen vom Finale in der WM-Stadt Hamilton am Ontario-See, wo er 12 Sekunden hinter Überraschungs-Weltmeister Igor Astarloa (Spanien) über Rang 11 nicht hinauskam, kann der 33-jährige Telekom-Kapitän mit dem Rückblick auf die vergangenen zehn Monate zufrieden sein. «Es war keine große, aber eine gute Saison für mich», sagte Zabel.
Der gebürtige Berliner ist weiter Weltranglisten-Erster, fuhr 14 Saison-Siege ein, holte bei der Spanien-Rundfahrt das Sprinter-Trikot und zwei Tagessiege und errang vor der Abreise zu den Titelkämpfen nach Kanada in Tours noch seinen insgesamt achten Weltcup-Erfolg. Die Lombardei-Rundfahrt tut sich Zabel nicht mehr an. Spätestens bei der Mannschafts-Präsentation des neuen T-Mobile-Teams am 23. November in Köln muss er aber aus den USA zurück sein.
Dann triff er auch auf Rückkehrer Jan Ullrich. Zu angeblich entgegenlaufenden Interessen der beiden T-Mobile-Stars bei der kommenden Tour de France stellte Team-Manager Walter Godefroot klar: «Dass Erik im Mannschaftszeitfahren nicht gut genug für uns oder Jan sein soll, ist Quatsch. Auswertungen der letzten Jahre haben ergeben, dass er im Team dabei immer an vierter oder fünfter Stelle lag, und wenn er für die Sprints keinen direkten Helfer bekommt, könnte er das sicher verkraften: 2001 hat Erik aus solcher Lage drei Etappen gewonnen.»
«Das ist natürlich ärgerlich, ich wäre gerne weiter vorn gewesen und wollte unbedingt eine Medaille. Aber als Astarloa seine Attacke an der letzten Steigung fuhr, war ich am Limit. Da ging nichts mehr. An unserer Mannschaft lag es jedenfalls nicht, die hat gut gearbeitet. Zum Schluss waren noch sechs Fahrer von uns dabei», bedauerte Zabel die verpasste Chance, dritter deutscher Profi- Weltmeister nach Heinz Müller (1952) und Rudi Altig (1966) zu werden.
Den Titel nach 258,3 km hatte sich in Hamilton überraschend der Baske Astarloa («ich denke, das glaube ich in einem Jahr noch nicht») geholt. Der 27-Jährige hatte in dieser Saison den Fléche Wallonne in Belgien gewonnen und war im Vorjahr bei den HEW-Cyclassics in Hamburg Zweiter geworden. Favorit Paolo Bettini (Italien), der seinen Landsmann Mario Cipollini beerben wollte, fuhr als Vierter ins Ziel. Damit blieben die sieggewohnten Azzurri in Hamilton ohne Medaille - ein ungewohnter Umstand.
Astarloa hatte sich an der letzten Steigung des schwierigen 21- Runden-Kurses von einer sechsköpfigen Spitzengruppe abgesetzt und rettete sich 5 Sekunden vor seinem Landsmann Alejandro Valverde und Peter van Petegem (Belgien) ins Ziel. Damit machten die Spanier einen unerwarteten Doppelsieg perfekt. Das war ihnen zuletzt 1995 gelungen, als Abraham Olano vor Miguel Induráin in Kolumbien gewonnen hatte. Letzter spanischer Weltmeister war 2001 Oscar Freire.
Trotz des medaillenlosen Wochenendes konnte sich die WM-Bilanz des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) mit zwei Mal Gold, einmal Silber und zwei Mal Bronze sehen lassen. «Schade - bis fünf Kilometer vor dem Ziel war noch alles möglich. Wir wurden heute ein bisschen unter Wert geschlagen. Aber mit unserem Abschneiden mit fünf Medaillen können wir sehr zufrieden sein», so BDR-Sportdirektor Burckhard Bremer.
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