Florenz (rad-net) - Tony Martin hat seinen WM-Titel im Einzelzeitfahren erfolgreich verteidigt und damit für den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) die erste Medaille bei den diesjährigen Straßen-Weltmeisterschaften geholt. Der 28-Jährige gewann in Florenz mit einem Vorsprung von 46 Sekunden auf Zeitfahr-Olympiasieger Bradley Wiggins, der vierfache Zeitfahr-Champion Fabian Cancellara wurde Dritter.
Martin absolvierte den 57,9 Kilometer langen Kurs zwischen Montecatini Termine und dem Nelson Mandela Forum in Florenz in 1:05:36 Stunde, der Brite Wiggins kam nach 1:06:22 Stunde ins Ziel und schlug damit knapp den Schweizer Cancellara (1:06:24). Im Ziel zeigte Martin drei Finger für seinen dritten WM-Einzelzeitfahr-Sieg nach 2011 und 2012, anschließend lag er zunächst total erschöpft auf dem Rücken im Ziel - aber mit einem Lächeln im Gesicht.
«Das war eines der besten Zeitfahren, das ich je gefahren bin», sagte Martin in seinem ersten Siegerinterview. «Ich habe mehr als 100 Prozent gegeben. Ich muss mich beim ganzen Team bedanken - ich war super vorbereitet und kannte jede Ecke des Kurses.» Das unterstreicht auch sein Stundenmittel von 52,9 km/h.
«Bereits am Berg ist es für Tony gut gelaufen. Das war heute alles optimal. Auf der Länge der Strecke hatte er die meiste Kraft und war im Finale klar der Stärkste von allen», sagte sein Omega-Teamchef Jan Schaffrath, der Martin im Wagen auf seiner Triumphfahrt begleitete. Der alte und neue Weltmeister, der die Blumen der Siegerehrung gleich an seine Mutter weiterreichte, hatte sich den Vorsprung kontinuierlich erarbeitet.
Bei der ersten Zwischenzeit bei Kilometer 7,3 hatte der als letzter Starter ins Rennen gegangene Martin noch 0,36 Sekunden hinter der Zeit des direkt zuvor gestarteten Cancellara zurück gelegen, bei der zweiten bei Kilometer 24,1 war der Deutsche bereits auf Kurs Bestzeit, bei der dritten Zwischenzeit bei Kilometer 42,3 war Martin bereits 28 Sekunden schneller als Cancellara. Bis zum Zielstrich baute der gebürtige Cottbuser diesen Vorsprung eindrucksvoll aus. «Ich konnte 100 Prozent powern, es war perfekt für mich», sagte Martin glücklich über den optimalen Rennverlauf.
Bert Grabsch wurde in 1:09:17 Stunde 20., Patrick Gretsch kam auf eine Zeit von 1:10:55 Minuten, was lediglich Rang 38 bedeutete. Durch einen Sturz bei Kilometer 40,2 hatte der 26-Jährige eine bessere Platzierung verpasst, in einem Kreisverkehr war dem Erfurter das Vorderrad weggerutscht.
Topfavorit Martin, der bei der WM-Generalprobe bei der Vuelta noch eine Niederlage gegen Cancellara einstecken musste, ließ seinen optimistischen Worten im WM-Vorfeld Taten folgen. Er war auf dem für seine Fähigkeiten optimalen Kurs eine Klasse für sich und sicherte sich in Florenz seine zweite Goldmedaille innerhalb von vier Tagen. Zum WM-Auftakt hatte Martin maßgeblichen Anteil am erneuten Titelgewinn seiner Pharma Omega-Quickstep-Mannschaft im Teamzeitfahren.
BDR-Präsident Rudolf Scharping war einer der Ersten, die Martin zum Gewinn der Goldmedaille in Florenz gratulierte. «Ich freue mich sehr über den Erfolg unseres Athleten. Großartig, dass er den Hattrick geschafft hat. Gleichzeitig bedauere ich, dass die riesige Fangemeinde des Radsports in Deutschland diesen Erfolg nicht live an den Fernsehschirmen miterleben konnte», sagte Scharping.
Der Verbandschef weiter: «Ich hoffe aber, dass in Kürze zu führende Gespräche mit den Verantwortlichen der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten dazu führen, dass sich dies ändert. Schließlich ist der deutsche Radsport international nicht nur überaus erfolgreich, sondern auch wegweisend im Kampf gegen Doping.»
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Zusammenfassung des Einzelzeitfahrens mit Martins Siegfahrt auf dem UCI-Youtube-Channel