Storkow (rad-net) - «Tour-Teufel geht in Rente», vermeldete eine große Boulevard-Zeitung Anfang dieses Monats. «Den Job an den Nagel hängen? Auf gar keinen Fall, ich komme wieder», verspricht Didi Senft im Gespräch mit rad-net. «Aber ich bin wegen meiner Rente gezwungen auszusetzen», sagt Senft, der auf eine baldige Rückkehr hofft.
Am 1. März wird der dann 63-Jährige erstmals seine Rente beziehen, voraussichtlich rund 480 Euro. «Bis zum 65. Lebensjahr plus sechs Monate darf ich dann nur als Angestellter arbeiten und eine monatliche Höchstsumme von 450 Euro verdienen», sagt Senft.
Die Reisekosten zur Frankreich-Rundfahrt, bei der der Brandenburger seit 1993 die Fahrer im schwarz-roten Teufelskostüm anfeuerte, könne er sich von der Rente allein nicht leisten. «Schon dieses Jahr bin ich bei der Tour privat mitgefahren», so Senft. An sein Gespartes will der Tour-de-France-Teufel und Velo-Designer mit einem eigenen Museum für Fahrradkuriositäten in Storkow (Mark) nicht ran.
«Was ich bräuchte, wäre ein Mini-Job und ein Auto dazu, um wieder durch die Welt zu tingeln», sagt Senft, der sich zuletzt als freiberuflicher Künstler über Wasser hielt. Den Rücken stärkt ihm seine Frau Margetta (62), die als Büroangstellte arbeitet - und ebenfalls nächstes Jahr ihre Rente antreten wird.
Bis 2012 bekam Didi Senft von seinem Sponsor LuK, ein weltweit agierender Kupplungshersteller aus Bühl bei Baden-Baden, fast zwei Jahrzehnte lang eine feste Summe im Jahr für seine Auftritte als Tour-Teufel. Doch das Engagement endete vor zwei Jahren. Auch aufgrund der fehlenden TV-Übertragungen hierzulande, meint Senft. 2013 fand der weltberühmte «El Diablo» zunächst gar keinen Geldgeber mehr. In diesem Jahr posierte er im grünen Teufelskostüm auf Mini-Job-Basis für den Nahrungsergänzungmittel-Hersteller Green'n'fit - damit ist Ende Dezember Schluss.
In sein Museum wandert das schwarz-rote Kostüm aber noch lange nicht. Bei deutschen Rennen, die er mit dem Fahrrad erreichen kann, will er weiter den Dreizack schwingen, etwa bei der Oderrundfahrt oder Rund um Buckow. «Rund um Köln würde ich auch gerne machen, aber dafür habe ich noch keinen Plan», meint der populäre Radsportfan. Der 62-Jährige will auf alle Fälle weiterhin kuriose Räder bauen. «Im Moment nur aus Restbeständen, da kann ich meine Ideen leider nicht ganz so gut umsetzen», sagt er. Aber Didi Senft bleibt optimistisch: «Et jeht immer weiter!»
In Kürze wird er seine Weihnachtsmann-Aktion für dieses Jahr präsentieren. Die Suche nach einem neuen Sponsor verlief jedoch bislang erfolglos. «Für welches Produkt kann ich in meinem Alter noch werben, außer für die Kraft der zwei Herzen oder Teufelskralle?», nimmt Senft die missliche Situation mit Humor.
Unterdessen hat der Auto-, Motor- und Radfahrerbund Österreichs (ARBÖ) im Internet einen Spendenaufruf für den Tour-Teufel - Stammgast beim ARBÖ-Radmarathon in Bad Kleinkirchheim - gestartet, damit er weiter zu den großen Radrennen in Europa reisen kann.
Die Teufel-in-Not-Initiative unterstützt auch der mehrmalige österreichische Tour-de-France-Starter Peter «Paco» Wrolich. «Didi hat mit seiner Leidenschaft und mit seiner Begeisterung dem Radsport in den letzten Jahren so viel gegeben. Jetzt ist die Zeit gekommen, ihm etwas zurückzugeben», sagt der frühere Gerolsteiner- und Milram-Profi.
Wenn im kommenden Jahr am ersten Juli-Wochende die Tour de France in Utrecht gestartet wird, ist Senft in Kärnten beim Rennen in Bad Kleinkirchheim, um sich für die Unterstützung standesgemäß als «El Diablo» zu bedanken. «Ob ich es nächstes Jahr nach Alpe d'Huez schaffe, weiß ich nicht», sagt er mit Herzschmerz in der Stimme. Die Hoffnung gibt er nicht auf.
«Es braucht keiner denken, dass ich Rentner bin. Zur Tour 2017 könnte ich spätestens wieder dabei sein, wenn die Gesundheit mitspielt», sagt Didi Senft kämpferisch. Dann wäre er 66 - genau das richtige Alter für eine teuflische Rückkehr, auch wenn die Sprünge vielleicht nicht mehr ganz so hoch ausfallen werden.
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