Ponferrada/Hannover (rad-net) - Als überragendes Doppel haben sie in diesem Jahr die Juniorinnen-Bundesliga aufgemischt und in der Gesamtwertung die Plätze eins und zwei erkämpft. Nun gehen Wiebke und Inga Rodieck für den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) bei den Straßen-Weltmeisterschaften im spanischen Ponferrada an den Start.
Für die hannoverschen Zwillinge, die am 1. November ihren 18. Geburtstag feiern und für das «Swiss-o-par»-Team des RC Blau-Gelb Langenhagen unterwegs sind, stufen die WM-Teilnahme als die «absolute Krönung unserer bisherigen Karriere» ein. «Bei solch einem großen Rennen dabei sein zu dürfen, ist schlichtweg der Wahnsinn. Das Allergrößte», sagt Inga. «Wir wollen das alles nur genießen und aufsaugen. Alles andere wird sich zeigen, die Konkurrenz ist unheimlich stark und Prognosen lassen sich da eigentlich gar nicht geben», sagt die 17-Jährige. «Dabeisein ist alles. Und wenn dann der Startschuss gefallen ist heißt es einfach nur noch kämpfen, kämpfen, kämpfen!»
Quasi als sportliches Familien-Doppel am Start zu stehen, ist in der Szene nicht alltäglich. Für die beiden Gymnasiastinnen ist ebendies auch eine Stärke. «Alleine hätte es keine von uns so weit gebracht. Wir motivieren uns immer gegenseitig und helfen uns, wenn die andere mal einen Hänger hat», berichtet Inga. «Dieser Zusammenhalt ist sicher auch eine große Qualität von uns.»
«Wir sind uns schon sehr ähnlich», betont ihre zwei Minuten ältere und zwei Zentimeter größere Schwester Wiebke. «Das gilt sowohl für unsere Hobbys, unser gemeinsames Vorbild Magdalena Neuner als auch für die Stärken auf dem Rad. Wir sind echt so ziemlich gleich stark. Mal hat die eine einen besseren Tag, mal die andere. Im Zeitfahren und Sprint sind wir beide nicht die Allergrößten. Dafür kommen wir ganz gut über die Berge.»
Bei ihrem Bundesliga-Triumph «passte am Ende einfach alles». Weil die bis zum letzten Etappenrennen in Albstadt führende Lisa Klein mit Sturzverletzungen passen musste, schafften die Rodiecks mit ihren Platzierungen eine Punktlandung und zogen beide noch vorbei. «Mit 939 zu 923 Punkten», erklärte der stolze Vater Lars, der seine schnellen Töchter so oft wie möglich zu den Renneinsätzen begleitet. «Das sind nur Nuancen und zeigt, wie ausgeglichen die beiden sind.»
Mutter Gabi hält sich bei den Auswärtseinsätzen zurück und kümmert sich zuhause in Seelze um das Küken der Familie, die 14 Jahre alte Franka. «Wenn ich an der Strecke stehe, habe ich viel zu viel Angst, dass etwas passiert und würde eher immer reinrufen, sie sollen doch vorsichtig und langsamer fahren», meint Gabi Rodieck.
Aber das wollen Inga und Wiebke verständlicherweise nicht hören. Die Bedenken der Mutter kommen aber nicht von ungefähr. So erlitt Inga im vergangenen Jahr einen doppelten Beckenbruch und konnte sich vorübergehend nur im Rollstuhl fortbewegen.
Fünf- bis sechsmal pro Woche geht es für die sportlichen Zwillinge, die auch schon jeweils eine halbjährige Auslandserfahrung in Neuseeland (Inga) bzw. Kanada (Wiebke) sammeln durften, aufs Rad. Mit dem Langenhagener Erfolgstrainer Gernot Backhaus und den auch männlichen Blau-Gelb-Clubkameraden geht es dann circa drei Stunden lang in Richtung Deistergebirge oder die Wedemark. «Wir müssen dann halt oft schon früh raus, wenn andere noch schön im Bett liegen bleiben können», sagt Wiebke über die notwendige Disziplin.
Ob der Aufwand irgendwann einmal in einem Profiteam oder bei den Olympischen Spielen 2020 oder 2024 endet? «Ach , das ist alles noch so weit weg, damit setzen wir uns jetzt noch nicht auseinander», bleibt Wiebke entspannt. «Jetzt wird im nächsten Frühjahr erst einmal das Abi gebaut und dann kommt der nächste Schritt.»
Ein Studium, möglichst im Bereich Medizin oder Chemie, soll gegebenenfalls folgen. Auch das ist natürlich das Ziel beider, denn ihre Leistungskurse auf dem Weg zum Abitur sind ebenfalls nahezu identisch. Doch diese Woche steht in Spanien erst einmal die WM auf dem Stundenplan. Das Straßenrennen der Juniorinnen wird am Freitag um 9 Uhr gestartet.
Zu den Sportlerportraits von Inga und Wiebke Rodieck ...
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