Kopenhagen (dpa) - Gefährliche Sätze für Radsport-Teamchef Bjarne Riis. «Bjarne wusste Bescheid, wenn ich gedopt wurde. Er wusste alles.»
Ex-Profi Tyler Hamilton aus den USA hat seinen früheren dänischen Arbeitgeber in Medien-Interviews genauso schwer belastet wie zuvor seinen Ex-Teamkollegen und Landsmann Lance Armstrong, der jetzt lebenslang gesperrt ist.
Hamilton warf dem 48-jährigen Riis in «B.T.» unter anderem vor, ihn mit dem spanischen Doping-Arzt Eufemiano Fuentes zusammengebracht zu haben. Riis hatte in den vergangenen Jahren stets erklärt, er habe Fuentes nie persönlich getroffen oder anderen Kontakt gehabt. Dem hielt Hamilton (41) bei dem Werbe-Interview für sein Enthüllungsbuch «The Secret Race» («Das heimliche Rennen») in Kopenhagen entgegen: «Ich hatte (2003) ein Treffen mit Fuentes verabredet, und Bjarne fragte, ob er mitkommen dürfe. (...) Fuentes kam durch die Hintertür, und Bjarne hat ihn auch getroffen.»
Der Chef des dänischen Radsportverbandes (DCU), Tom Lund, sagte dazu im TV-Sender DR2: «Wenn Hamiltons Behauptung stimmt, dass Riis Fuentes kannte, hat der keinen Platz mehr im Radsport.» Der Däne hatte nachträglich Doping als Aktiver bei seinem Tour-de-France-Sieg 1996 zugegeben, sich als Teamchef und Rennstall-Besitzer aber später als besonders eifriger Doping-Gegner profiliert. «Man kann im nationalen Fernsehen einmal lügen und nationale Vergebung bekommen, wie es bei ihm der Fall war. Aber zweimal geht das nicht», sagte Lund.
Hamilton war 2002 und 2003 Spitzenfahrer in damaligen Riis-Team CSC. In dieser Zeit habe er alle vier Wochen zum Blutdoping bei Fuentes in Madrid reisen müssen, gab er in «B.T.» an und sagte weiter: «Bjarne wusste von jedem dieser Besuche.» Riis habe als Teamchef außerdem während der Tour de France die verbotene Einnahme von Cortison zur Leistungssteigerung durch alle Fahrer persönlich geplant. Er verfüge nicht über Beweise, sagte Hamilton.
Weder Riis noch das Team Saxo Bank-Tinkoff Bank wollten sich zu den Vorwürfen äußern. Von dem Amerikaner ebenfalls beschuldigte Ärzte erklärten in «Jyllands-Posten», sie hätten Cortison ausschließlich und wie erlaubt gegen gesundheitliche Probleme verabreicht.