London (dpa) - Britanniens Rad-Ritter Chris Hoy schämte sich nach dem insgesamt sechsten Olympia-Gold bei der Siegerehrung seiner Freudentränen nicht. Maximilian Levy und die deutschen Bahnfahrer feierten mit Silber im Keirin einen glänzenden Abschied aus dem Velodrom.
Sie steigerten ihre magere Bilanz aus Peking und konnten sich über je einmal Gold, Silber und Bronze in London freuen. Als Hoy zu David Bowies Pop-Hymne «Heroes» die Gratulationen seiner Teamkollegen und des Publikums für sein Keirin-Gold entgegen genommen hatte, schwappten die Emotionen über. Viele Besucher hatten in der vielleicht rockigsten Olympia-Arena Londons feuchte Augen.
Der dreifache Weltmeister Levy aus Cottbus, der sich nach Teamsprint-Bronze noch «völlig alle» gefühlt hatte, musste am Dienstag im Finale nur Sir Chris an sich vorbeilassen. Kurz davor hatte die Teamsprint-Olympiasiegerin Kristina Vogel als Vierte im Sprint ihre zweite Medaille nur knapp verpasst.
«Ich bin glücklich damit - ich habe drei Jahre auf dieses Rennen gewartet. Jetzt bin ich froh, dass es vorbei ist», sagte ein blasser Levy. «Ich bin konzentriert alle Läufe angegangen. Heute ging es um Alles oder Nichts. Ich habe Hoy herausgefordert, aber da war nichts zu machen», schilderte Levy das spannende Rennen. Nach Olympia muss er sich in einer Operation Schrauben aus dem im Frühjahr gebrochenen Schlüsselbein entfernen lassen. «Das letzte Quäntchen hat gefehlt», befand der erst auf den letzten Metern geschlagene Levy.
An den überragenden Gastgebern kamen auch die Deutschen nicht vorbei - die Medaillenschmiede arbeitet im Bahnradsport seit vier Jahren auf Hochtouren. In London wiederholten die Briten mit siebenmal Gold ihr grandioses Ergebnis von Peking. Der herausragende Athlet war auch in London der viel umjubelte Hoy. Unter den Gästen der britischen Radsport-Party im Velodrom waren auch Straßen-Weltmeister Mark Cavendish und Bürgermeister Boris Johnson. «Er ist ein großartiger Sportler, eine tolle Persönlichkeit und nicht umsonst ein Sir», verneigte sich Levy vor seinem Konkurrenten.
Damit ist der kernige Schotte, der vor drei Jahren von der Queen zum Ritter geschlagen wurde, vor dem Ruderer Steve Redgrave der erfolgreichste britische Olympionike der Geschichte. Grund genug, dass das mit 6000 Zuschauern ausverkaufte Velodrom einen Jubelsturm ohnegleichen erlebte. Redgrave gehörte zu den ersten Gratulanten, nachdem Hoy mit dem «Union Jack» auf den Schultern die Ovationen des Publikums genossen hatte. Für das zweite Gold der Briten am Dienstag hatte im Omnium der Frauen mit nur einem Punkt Vorsprung Laura Trott gesorgt. Deutsche Fahrerinnen waren bei der Olympia-Premiere des Sechskampfes nicht am Start.
Der 25-jährige Levy war ein starkes Rennen gefahren und hatte den übermächtigen Hoy vor der letzen Kurve in arge Bedrängnis gebracht. Dann setzte sich der Topfavorit, der in England Popstar-Nimbus genießt, aber unter dem frenetischen Geschrei der Zuschauer noch klar durch. Bronze teilten sich der Niederländer Teun Mulder und der Neuseeländer Simon van Velthooven. «Das war grandios. Schade, dass es für Maximilian nicht zu Gold gereicht hat. Er war der einzige, der Hoy angegriffen hat. Alle anderen waren nur im Windschatten», lobte Bundestrainer Detlef Uibel Levy