Ditzingen (rad-net) - Der Deutsche Straßenmeister André Greipel hat die Darstellung des Radsports in den Medien kritisiert. «Der Radsport, der im Moment in den Medien dargestellt wird, ist nicht der Radsport von heute. Es ist der von früher», sagte der Tour-de-France-Etappensieger in einem Interview anlässlich des «Lila Logistik Charity Bike Cups» am 3. Oktober in Ditzingen.
Er sei überzeugt davon, dass sich der Radsport in den letzten Jahren komplett gewandelt habe. «Ich bin das beste Beispiel dafür, dass man Etappen bei der Tour de France und andere Rennen gewinnen kann, wenn man sauber fährt. Aber das aktuelle Geschehen im Radsport ist in den Medien ja fast gar nicht präsent», so der gebürtige Rostocker.
Zudem fordert der 31-Jährige die Rückkehr der öffentlich-rechtlichen TV-Sender zur Übertragung von der Tour de France als drittgrößtem Sportevent der Welt nach der Fußball-WM und den Olympischen Spielen. «Jeder, der Rundfunkgebühren zahlt, hat ein Recht, die Tour de France im Fernsehen zu sehen. Sie war schließlich das größte Sportereignis in diesem Jahr», betont Greipel.
Ob ARD und ZDF in naher Zukunft die Tour wieder übertragen, müssten allerdings andere entscheiden. «Wir Fahrer können nur unseren sportlichen Teil dazu beitragen, dass sich die Leute einfach für den Radsport interessieren und die Fernsehsender das berücksichtigen», sagte der Fahrer des belgischen Lotto-Belisol-Teams weiter.
Höhepunkte in diesem Jahr seien für ihn «ganz klar der Deutsche Meistertitel und mein Etappensieg bei der Tour de France» gewesen. Zudem feierte der Top-Sprinter unter anderem Erfolge bei der Tour Down Under, der Türkei- sowie der Belgien-Rundfahrt. «Ich habe in dieser Saison bisher 16 Siege errungen, damit bin ich voll zufrieden», meint Greipel. Auf einen Start bei der Weltmeisterschaft Ende September in Florenz verzichtet er aufgrund des schwierigen Kurses, der für reine Sprinter eher keine Siegchancen biete.
Ein Geheimnis für die sechs deutschen Tour-Etappensiege in diesem Jahr durch Marcel Kittel, Tony Martin und ihn gebe es übrigens nicht. «Radsport ist international. Marcel ist sehr stark und hat gute Anfahrer», sagt der Wahlschweizer, der mit seiner Familie in der Ortschaft Alterswilen südwestlich des Bodensees wohnt. «Und zu Tony Martin: Im Zeitfahren kommt es einfach darauf an, wer den meisten Druck auf dem Pedal hat. Machen wir uns nichts vor: Das hat mit der Nationalität gar nichts zu tun.»
Unterdessen freut sich Greipel schon auf seinen Saisonabschluss beim «Lila Logistik Charity Bike Cup» am 3. Oktober. «Danilo Hondo hat mich gefragt, ob ich nicht Lust hätte, mitzufahren. Und ich finde das Konzept klasse! Zum einen wird mit den Startgeldern kranken, behinderten und sozial benachteiligten Kindern geholfen. Da ist es Ehrensache, dass ich dabei bin», sagt Greipel. «Andererseits komme ich mit Hobby-Radfahrern zusammen, um gemeinsam ein Rennen zu bestreiten. Vielleicht kann ich ja auch so das Bild des Profi-Radsports etwas geraderücken.»
Greipel Zweiter zum Auftakt der World Ports Classic
«Lila Logistik Charity Bike Cup» auf dem Weg zum Teilnehmerrekord
Auch Kittel sagt WM-Start ab - «Als reiner Sprinter keine Siegchance»