Berlin (dpa) - Wenn in Spanien das Thema Doping aufkommt, fällt schon seit Jahren immer wieder ein Name: Eufemiano Fuentes. Am 23. Mai 2006 war der heute 56 Jahre alte Arzt erstmals festgenommen worden.
Die Polizei legte ihm damals zur Last, Drahtzieher des bislang größten Dopingskandals in der Geschichte des Radsports zu sein. Unter dem Decknamen «Asterix» soll er Dutzende Profis mit präparierten Blutkonserven versorgt haben - auch Jan Ullrich geriet in der «Operación Puerto» (Operation Bergpass) unter Dopingverdacht.
Fuentes, der eigentlich Frauenarzt ist, war für manche Radprofis anscheinend eine Art Guru. Die Fahrer sollen für seine «Behandlungen» eine Menge Geld gezahlt haben. Ullrich überwies nach Angaben des CAS mehr als 80 000 Euro nach Spanien. «Keiner meiner Patienten hat sich danach über gesundheitliche Probleme beschwert», hatte Fuentes wenige Monate nach seiner ersten Festnahme gesagt.
In seiner Jugend war der umstrittene Mediziner aus Las Palmas auf Gran Canaria selbst Sportler: 1976 wurde er Hochschulmeister im 400-Meter-Hürdenlauf. Nach dem Studium arbeitete er als Arzt für Spaniens Leichtathletikverband (RFEA). Sein Aufgabengebiet: Leistungssteigerung der Athleten. Zu diesen zählte auch seine Frau. Als diese 1988 positiv auf Anabolika getestet wurde, schied Fuentes aus dem Verband aus.
Als die «Operación Puerto» 2006 aufflog, verbrachte Fuentes nur eine Nacht in Haft. Nach Zahlung einer Kaution von 120 000 Euro kam er wieder frei. Doping war seinerzeit in Spanien noch nicht strafbar. Was folgte, war ein juristisches Wirrwarr, das sich mehr als fünf Jahre lang hinzog: Mehrmals wurden Verfahren angestrengt, aber wieder eingestellt. Im November 2011 erhob die spanische Justiz schließlich Anklage gegen Fuentes und sechs mutmaßliche Komplizen, darunter auch seine Schwester, die ebenfalls Ärztin ist. Wegen «Gefährdung der öffentlichen Gesundheit» fordert die Anklage jeweils zwei Jahre Haft sowie Berufsverbote. Noch steht der Prozess aber aus.
Fuentes beteuerte stets seine Unschuld - und beklagte, die Affäre habe seinen Ruf ruiniert. Er habe deshalb in einer staatlichen Klinik in Las Palmas als Familienarzt von Null anfangen müssen. «Der Sport interessiert mich nicht mehr, ich will nur noch meine Ruhe», versicherte der Familienvater.
Ende 2010 tauchte sein Name allerdings erneut im Zusammenhang mit Dopingvorwürfen auf, diesmal in der Leichtathletik. Ein gefragter Mann blieb er dennoch: Im März 2011 wurde bekannt, dass ein Fußball-Drittligist auf Gran Canaria seine Dienste angefragt hatte, um den Aufstieg zu erreichen. «Als Arzt ist Fuentes eine Eminenz, das ist unbestritten», wurde ein Mitglied der Clubführung damals in der Presse zitiert.