Berlin (dpa) - Eigentlich kommt sie vom Eis, aber auch auf dem Asphalt fährt sie die Konkurrenz in Grund und Boden. Dennoch blieb Tschechiens Eisschnelllauf-Star Martina Sáblíková nach ihrem Sieg im Straßenrennen bei den tschechisch-slowakischen Rad-Meisterschaften bescheiden.
«Mit einer Medaille hatte ich überhaupt nicht gerechnet, eigentlich wollte ich das Rennen nur beenden», sagte Sáblíková. Zuvor hatte die 23-Jährige auch die Erfolge im Einzel- und Mannschaftszeitfahren beim Championat im slowakischen Holíc und dem tschechischen Kyjov errungen.
Das Meister-Triple war für Sáblíková nur eine Etappe auf dem Weg zu den Olympischen Sommerspielen 2012 in London. «Bis dahin ist aber noch ein weiter Weg, auf dem viele Qualifikationen und Wettkämpfe warten. Ich würde mir das gern offen lassen», gab sich die Eisschnelllauf-Weltrekordlerin über 5000 und 10 000 Meter in der tschechischen Zeitung «MF Dnes» noch eher zurückhaltend.
Sollte sie ihr Ziel verwirklichen, wäre sie einer der wenigen Topstars mit einem Doppelstart bei Olympischen Winter- und Sommerspielen. Als erste ihrer Zunft hatte die Dresdner Eisschnelllauf-Olympiasiegerin Christa Rothenburger im Jahr 1988 an beiden Spielen teilgenommen: In Calgary gewann sie Gold über 1000 und Silber über 500 Meter, nur wenige Monate später in Seoul bei den Sommerspielen Silber im Rad-Sprint. Auch Chris Witty, die amerikanische 1000-Meter-Olympiasiegerin im Olympic Oval von Salt Lake City 2002, versuchte sich auf der Radrennbahn und wurde 2000 in Sydney Olympia-Fünfte.
Die entscheidende Frage dürfte nun sein: Wie kann die spindeldürre Eisschnellläuferin ihre winterlichen Aktivitäten, auf die sie weiter größeren Wert legt, mit der Sommersaison im Radsport kombinieren? Der Weltcup auf dem Eis-Oval startet Mitte November, nur eineinhalb Monate nach der Straßen-Rad-WM in Melbourne. «Mein Trainer wird mich zu nichts zwingen», sagte Sáblíková und fügte hinzu, dass sie im Training ohnehin genug Rad fahre. Ihr Coach Petr Novák lässt alles auf sich zukommen, sieht aber noch Nachholbedarf für seine Athletin: «Für eine Olympia-Teilnahme muss sie noch etwas mehr machen. 3000 Kilometer müssten es schon sein und nicht 400», sagte er.
Sáblíková wollte ursprünglich am Straßen-Einzelrennen gar nicht teilnehmen. Sehr zur Überraschung ihres langjährigen Trainers entschied sich die derzeit schier unschlagbare Langstrecken- Spezialistin nach den beiden erfolgreichen Zeitfahren doch noch anders, fuhr mit - und am Ende allen davon. Mit einem komfortablen Vorsprung von 3:48 Minuten auf die Zweitplatzierte Martina Ru?icková fuhr Sáblíková über die Ziellinie, der überraschende Hattrick war perfekt. Kuriosum am Rande: Während Ru?icková im Winter Tausende Kilometer auf dem Rad abspulte, blieben der prominenten Siegerin nur drei Wochen Zeit und rund 400 Rad-Kilometer zur Vorbereitung.
Als nächsten Meilenstein auf dem Weg zur olympischen Sommer- Premiere steht für Sablikova nun die Teilnahme an den Rad-Weltmeisterschaften im September in Melbourne auf dem Programm. Mit ihren Ausdauer-Fähigkeiten kann sich Sáblíková durchaus Chancen auf Medaillen ausrechnen. Die Nominierungskriterien sind zwar noch nicht festgelegt, abgeneigt ist der Verband aber nicht: «Warum sollten wir Martina nicht dorthin schicken, wo sie Chancen auf einen Erfolg hat», erklärte Jozef Regec, Vizepräsident im tschechischen Radsport-Verband.