Gärtringen (rad-net) - Hartmut Kimmerle, der technische Delegierte in der UCI für den Radball-Weltcup, wird sein Amt zum Jahresende niederlegen. Beim UCI Congress in Florenz wird der 69-Jährige aus Gärtringen nicht mehr für eine weitere Amtsperiode kandidieren, mit Hanspeter Flachsmann aus Winterthur in der Schweiz ein Nachfolger ist bereits eingearbeitet.
Man muss sich erst daran gewöhnen, dass Hartmut Kimmerle nach über 50 Jahren nicht mehr in vorderster Front steht. «Mr. Radball» hat nie Verantwortung gescheut und national und international für sein Hobby Radball vieles bewegt, so geht zum Beispiel die Gründung des Radball-Weltcups auf seine Kappe.
Über das Elternhaus - der Großvater war Gründungsmitglied des RV Gärtringen - kam Kimmerle mit 17 Jahren zum Radball. In seinem Heimatverein formte er als Obmann und Trainer die Radballsparte. Als Funktionär verdiente er sich seine ersten Sporen im Kreis, Bezirk und im Württembergischen Radsportverband. 1972 übernahm er für acht Jahre den Vorsitz seines Vereins RV Gärtringen und organisierte in dieser Amtszeit verschiedene Deutsche Meisterschaften in der Halle und auf der Straße sowie Hallenradsport-Länderkämpfe. «Die Straßen-DM auf einem Rundkurs in Gärtringen war die größte Hersauforderung», sagte Kimmerle. 1985 wurde ihm bei der Junioren-WM auf der Straße in Stuttgart auch die Verantwortung übertragen. «Große Aufregung herrschte, als 45 Minuten vor dem Start bei der Abnahme durch die technische Kommission mitgeteilt wurde, dass auf einer Länge von 500 Metern Nägel verstreut worden waren. Mit Hilfe der Mitarbeiter der Stadt Stuttgart konnten diese entfernt werden, der Bereich wurde abgesperrt und das Rennen konnte pünktlich gestartet werden», erzählt Kimmerle.
Inzwischen als Bundesschiedsrichter schulte er über fünf Jahre die Unparteiischen seines Verbandes, ehe er nach dem Rücktritt von Hans Rudolf aus Kostheim 1985 das Amt des Bundesfachwartes über elf Jahre lang ausübte. Der Spielbetrieb im Bund Deutscher Radfahrer (BDR) wurde modernisiert und nach der Wiedervereinigung mit den Ostverbänden koordiniert. «Das war aber gar nicht so einfach», so Kimmerle.
Parallel dazu begann die internationale Funktionärskarriere des Hartmut Kimmerle. Nach der Straßen-WM der Junioren lag auch die WM im Hallenradsport 2000 in Böblingen in seinen Händen. Fast schon logisch, dass die UCI als Nachfolger für Vladimir Holecek aus Tschechien 2001 Hartmut Kimmerle zum Präsidenten der UCI Indoor Commission bestimmte, nachdem er zuvor schon bis 1996 in die technische Komission für den Radball in der UCI berufen worden war. «Dort war ich verantwortlich für den Radballbereich, und zum Beispiel für die Überarbeitung des Reglements, die Erstellung der Spielpläne für die WM, EM und Europa Cup zuständig».
Dieses Amt bekleidete er bis 2003 und in dieser Amtszeit wurde sein «Kind» World-Cup im Radball geboren. Als Technischer Delegierter der UCI für diesen Weltcup war er in über zwölf Jahren bei aktuell 102 Turnieren in Europa und Asien federführend im Einsatz. «Dieser Vorschlag wurde damals von der UCI als sehr positiv aufgenommen und genehmigt», freut sich Kimmerle noch heute. «In der Anfangszeit waren noch viele persönliche Gespräche notwendig um die Ausrichter für die acht Turniere und das Weltcup-Finale in Europa und Asien zu finden. Alle Ausrichter der Turniere 2014 sind unter Dach und Fach, so dass ich mein Amt nach dem Weltcup-Finale am 7. Dezember 2013 in Brünn an meinen Nachfolger übergeben kann», erklärt Hartmut Kimmerle.
Die Hallenradsport-Weltmeisterschaften in Dornbirn 2002, Schiltigheim 2003, Tata 2004, Freiburg 2005 und Stuttgart 2010 wurden von Hartmut Kimmerle als Technischer Delegierter geleitet.
Bei so einer fachlichen Kompetenz ist es fast logisch, dass der Gärtringer für die jahrzehntelange Funktionärstätigkeit Ehrungen zuhauf erhielt. Vom BDR wurde ihm die Ehrennadel in Silber und Gold verliehen, das IOC verlieh ihm 1991 eine Diploma für die internationale Tätigkeit durch den damaligen Präsidenten Juan Antonio Samaranch. Bundespräsident Joachim Gauck verlieh ihm im November 2012 das Bundesverdienstkreuz am Bande.
«Es war eine schöne Zeit, die ich durch diesen Sport mit vielen Sportlern und Funktionären erleben durfte, viele davon sind zu Freunden geworden. Auch habe ich viele Länder und Sportler kennengelernt, die ich sonst nicht kennengelernt hätte», so Hartmut Kimmerle.