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Alexander Winokurow streckt die Arme auf der Ziellinie empor.
14.07.2003 17:40
Winokurow siegt auf dramatischer 9. Etappe

Gap (dpa) - Auf der 9. Tour-Etappe am französischen Nationalfeiertag über 184,5 Km von Bourg d'Oisans nach Gap feierte der Telekom-Profi Alexander Winokurow (Kasachstan) seinen ersten Etappenerfolg im Alleingang, 36 Sekunden vor Paolo Bettini, Armstrong und Ullrich.

Im Gesamtklassement rückte der Kasache auf Rang zwei 21 Sekunden hinter Armstrong und kam damit seinem Vorhaben, in Paris aufs Treppchen zu kommen, einen Schritt näher.

Lance Armstrong hat die Alpen trotz einer unfreiwilligen Querfeldeinfahrt im Gelben Trikot verlassen. Doch scheint der vierfache Toursieger den Nimbus der Unantastbarkeit verloren zu haben. Diesen Eindruck hinterließ der Spitzenreiter der 90. Tour de France auf den ersten drei Berg-Etappen, auf denen Jan Ullrich nur am Vortag in L' Alpe d'Huez 1:24 Minuten auf den Texaner einbüßte. Seine Magenprobleme schienen vergessen.

Auf der Verfolgung von Winokurow war der Vorjahres-Zweite Joseba Beloki (Spanien) unmittelbar vor Armstrong in einer Kurve schwer gestürzt. Der Texaner konnte mit Mühe ausweichen und fuhr in Querfeldein-Manier über ein Feld wieder auf die Strecke. Beloki wurde mit Verdacht auf Beckenbruch ins Krankenhaus gebracht. Durch diese ungewöhnliche Unterbrechung in der Verfolgung drohte Winokurow, vor der Tour Gewinner der Tour de Suisse, am Ende keine Gefahr mehr auf dem Weg ins glühend heiße Gap. «Das war von mir ein Überlebensreflex, über das Feld zu fahren», sagte Armstrong. «Ich hatte Panik.»

Der 26-jährige Jörg Jaksche, im dritten Jahr bei Once, setzte seine Topleistungen bei der Jubiläums-Tour fort. Als zweitbester Deutscher hinter Ullrich rangiert er zwar nicht mehr unter den Top-Ten, weil er mehrere Minuten beim gestürzten Team- Kollegen Beloki am Straßenrand stehen blieb, stand auf der 9. Etappe aber oft im Mittelpunkt. Auf der letzten Alpen-Etappe wurde er von seinem Teamchef Manolo Saiz schon früh zum Attackieren auf die Reise geschickt und fuhr dabei eine Zeit lang - zumindest virtuell - im Gelben Trikot.

«Was ich heute geleistet habe, war sicher ganz gut. Aber das mit Beloki ist ein Schock für unser Team. Das trifft uns tief», sagte Jaksche, der seine Chancen um einen Spitzenplatz einbüsste. «Auf solch einen Erfolg bei der Tour habe ich lange warten müssen - ich bin glücklich», freute sich Winokurow, der 10 km vor dem Ziel aus der Armstrong-Gruppe heraus attackiert hatte.

Auf der ersten von vier Steigungen hatte der Ansbacher zusammen mit Ullrich-Helfer Aitor Garmendia (Spanien) und anderen eine Spitzengruppe gebildet. Auf dem 2360 Meter hohen Izoard hatte die Gruppe schon nach der Hälfte der Gesamt-Distanz so viel Vorsprung, dass Jaksche, der sich in der Höhe von St. Moritz auf die Tour vorbereitete, theoretisch an der Spitze lag. 52 km vor dem Ziel hatte die Gruppe einen Vorsprung von 6:15 Minuten auf das Hauptfeld, an dessen Spitze Armstrongs US-Postal-Mannschaft auf das Tempo drückte. Das führte fast zum Erfolg aus Armstrong-Sicht. Die Ausreißer fielen schließlich zurück. Dann schlug die Stunde von Winokurow.

«In Gelb gegen alle», hatte die «L'Equipe» getitelt und damit die Situation des vierfachen Toursiegers Armstrong beschrieben, der sich auf der «Königsetappe» nach L'Alpe d'Huez einer Allianz von Gegnern wie noch nie gegenüber sah. Dabei machte der Texaner nicht mehr den souveränen und unantastbaren Eindruck der vergangenen Jahre und hatte selbst zugegeben: «Ich bin nicht mehr so stark wie sonst und hätte mir vorher nicht träumen lassen, so zu leiden wie heute.»

Auf dem Weg zum fünften Sieg in Folge verlief der Tourstart für den geheilten Krebspatienten nicht unbedingt planmäßig: Zu Beginn der Tour quälte er sich mit Magenproblemen und laborierte weiter an Rückenproblemen, die ein Sturz bei der Tour-Generalprobe Dauphiné Libéré verursacht hatte.

Bourg d'Oisans - Gap (184,5 km):

RangNameZeit
1. Alexander Winokurow (Kasachstan) 5:02:00 Std.
2. Paolo Bettini (Italien) + 0:36 Sek.
3. Iban Mayo (Spanien) gleiche Zeit
4. Lance Armstrong (USA) gleiche Zeit
5. Jan Ullrich (Scherzingen/Schweiz) gleiche Zeit
6. Ivan Basso (Italien) gleiche Zeit
7. Georg Totschnig (Österreich) gleiche Zeit
8. Francisco Mancebo (Spanien) gleiche Zeit
9. Heimar Zubeldia (Spanien) gleiche Zeit
10.Tyler Hamilton (USA) gleiche Zeit
...
39.Grischa Niermann (Hannover) + 2:00 Min.
44.Jörg Jaksche (Ansbach) + 4:26
48.Jörg Ludewig (Halle/Westfalen) + 7:19
50. Matthias Kessler (Nürnberg) gleiche Zeit
59.Udo Bölts (Heltersberg) + 11:07
76.Jens Voigt (Berlin ) + 15:38
77.Rolf Aldag (Ahlen) gleiche Zeit
85.Erik Zabel (Unna) + 19:18
103.Tobias Steinhauser (Scheidegg) gleiche Zeit
119.Daniel Becke (Erfurt) + 32:43
132.Thomas Liese (Sangerhausen) gleiche Zeit
149.Uwe Peschel (Berlin) gleiche Zeit
164.Torsten Schmidt (Schwelm) gleiche Zeit

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