Hamburg (dpa) - In der Freiburger Uni-Klinik sind im Zuge der Ermittlungen gegen die früheren T-Mobile-Teamärzte Lothar Heinrich und Andreas Schmid auch Unterlagen über Alexander Winokurow sichergestellt worden.
Der kasachische Ex-Radprofi hat nach einem Bericht der «Süddeutschen Zeitung» auch nach seinem Weggang vom ehemaligen Bonner Rennstall noch 2006 mit den Freiburger Medizinern zusammengearbeitet. Der zuständige Staatsanwalt Wolfgang Maier wollte dies weder ausschließen noch bestätigen. «Ich kann sagen, dass Winokurow als Patient in den Akten drinsteht, bei dem Blutproben entnommen wurden. Ich kann aber nicht sagen, in welchem Jahr das war», sagte Maier der Deutschen Presse-Agentur dpa.
Winokurow hat seine Karriere vor knapp zwei Wochen beendet und damit die Konsequenzen aus einer einjährigen Dopingsperre gezogen. Der einstige Kapitän des Astana-Rennstalls, der seine Unschuld beteuert, war während der diesjährigen Tour de France des Fremdblut- Dopings überführt worden.
Maier bestätigte, dass er von der Uni-Klinik auch Patientenakten mit Blutwerten von Jan Ullrich, Andreas Klöden und dem Doping- Kronzeugen Patrik Sinkewitz erhalten habe. Bei mindestens zwei Fahrern seien «fingierte Namen» aufgetaucht. Der Staatsanwalt hat die Unterlagen an das Bundeskriminalamt weitergeleitet, um die aufgelisteten Blutwerte von Experten überprüfen zu lassen. Dort werden auch die bei einer Großrazzia in den Wohnungen und Arbeitsräumen der Ärzte beschlagnahmten Computer untersucht. «Es besteht ja die Möglichkeit, dass dort massiv Daten gelöscht wurden, und sie werden dann wieder sichtbar gemacht», sagte Maier der «SZ».
Weiter unklar blieb, ob im vergangenen Jahr auch der damalige und jetzige Team-Kapitän Michael Rogers die Bonner Ärzte aufsuchte. Auch die Untersuchungskommission, die die Doping-Vorgänge rund um die inzwischen entlassenen Uni-Mediziner Schmid und Heinrich aufklären soll, hat noch keine entsprechenden Anhaltspunkte gefunden. «Ob es eine Akte Rogers gibt, weiß ich nicht», sagte Kommissionsleiter Hans Joachim Schäfer der dpa. Rogers ist der einzige Fahrer aus dem Tour- Kader des Bonner Teams von 2006, der in Bob Stapletons Nachfolge-Team «High Road» fährt. Der Australier hat Verwicklungen in die Doping- Affäre stets abgestritten.
Kronzeuge Sinkewitz hatte zugeben, während der Tour 2006 zum Eigenblut-Doping in Freiburg gewesen zu sein. Ob weitere damalige T- Mobile-Fahrer in einem «Rhein-Konvoi» während der Tour zum Doping- Missbrauch nach Freiburg gefahren seien, wisse er nicht, sagte Maier: «Den Rhein-Express gab es zumindest in der Form Sinkewitz.»