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Bradley Wiggins verteidigte erfolgreich das Gelbe Trikot des Spitzenreiters. Foto: Nicolas Bouvy
12.07.2012 20:11
Wiggins besteht Meisterprüfung - Rolland siegt

La Toussuire-Les Sybelles (dpa) - Am Ende der «Königsetappe» gab der derzeitige Tour-Regent Bradley Wiggins seinem Herausforderer und Kritiker Vincenzo Nibali einen anerkennenden Klaps auf die Schulter.

Während die beiden gemeinsam über die Ziellinie rollten, mühte sich Titelverteidiger Cadel Evans als großer Verlierer des Tages noch den Anstieg nach La Toussuire-Les Sybelles hoch. Die 11. Etappe der Tour de France, die Lokalmatador Pierre Rolland gewann, hat die Karten im Kampf um das Gelbe Trikot nur marginal neu gemischt: Wiggins steuert weiter dem ersten Sieg eines Briten in 109 Jahren Tour entgegen.

«Das war bisher die härteste Etappe», sagte Wiggins. «Heute morgen hätte ich nicht gedacht, so viel Zeit auf Evans gutzumachen.» Der Australier erlebte wegen seiner Nervosität einen Einbruch, als er einer Tempoverschärfung des dominierenden Teams Sky nicht mehr folgen konnte. «Cadel ist die Kraft ausgegangen», erklärte sein BMC-Teamchef John Lelangue. «Das kann passieren. Die Tour ist für ihn aber noch nicht vorbei. Wir mussten heute attackieren.»

Weil sich Evans mit seinem Angriff schon am zweiten von insgesamt vier Bergen verpokerte, konnten die Rivalen jubeln. «Mich hat sehr erstaunt, wie früh Cadel attackierte», sagte Wiggins, der Nibali lobte: «Der hat mich heute sehr beeindruckt. Seine Angriffe waren hart.» Der Sizilianer verbesserte sich auf den dritten Gesamtrang und liegt weiterhin 2:23 Minuten hinter dem souveränen Spitzenreiter.

Neuer erster Verfolger von Wiggins im Gesamtklassement ist dessen Teamkollege Christopher Froome (+ 2:05 Minuten). Das Sky-Duo zeigte ein weiteres Mal seine Stärke, als es der Reihe nach die Gegner distanzierte. Kurz vor dem Ziel wäre aus der außergewöhnlichen Gala aber fast ein Fiasko geworden, als Froome bei einer Attacke ausgerechnet seinen Kapitän distanzierte. Doch ein kurzer Funkspruch genügte, um den Edelhelfer zurückzupfeifen.

«Ich fahre nicht auf eigene Rechnung, ich arbeite fürs Team», sagte Froome danach brav und angeblich ohne Enttäuschung. «Bradley ist der Stärkste von uns allen, vor allem im Zeitfahren.» Im Sprint um den zweiten Tagesrang war er dem Youngster Thibaut Pinot knapp unterlegen. «Als Christopher attackierte, wollte ich in meinem Rhythmus bleiben, um nicht zu sehr in den roten Bereich zu fahren», meinte der spindeldürre Brite zu der beinahe fatalen Aktion seines Kollegen. Nach der Kletterpartie über vier Berge - zwei davon der höchsten Kategorie - war die Erleichterung bei Sky riesengroß.

Grund zur Freude hatten auf der schwersten Alpenetappe wieder die Franzosen: Rolland kletterte nach nur 148 Kilometern zum zweiten Tour-Tagessieg seiner Karriere - 2011 hatte er die Prestige-Etappe nach L'Alpe d'Huez gewonnen. Am Donnerstag küsste der Europcar-Fahrer sein Fahrrad. «Ich habe alles aus mir herausgeholt - was für ein unglaublicher Moment», jubelte Rolland, der auf der letzten Abfahrt leicht zu Fall gekommen war. «Da habe ich gedacht: von einem Sturz lasse ich mich nicht stoppen.»

Bester Deutscher wurde Andreas Klöden als Tages-14. In der Gesamtwertung rangiert der Routinier vom Team RadioShack-Nissan auf dem 11. Platz mit 9:29 Minuten Rückstand auf Wiggins.

Titelverteidiger Evans hatte sich verpokert: Kurz nach der Hälfte des Anstiegs zum Col de la Croix de Fer griff er an, brachte die Sky-Truppe aber nicht in Verlegenheit. Die Helfer von Wiggins erhöhten nur marginal das Tempo, was aber locker reichte, um den aufmüpfigen Australier bald wieder einzuholen. Im Finish folgte für Evans dann womöglich die Quittung für den Übereifer.

Der erste Träger des Gelben Trikots in diesem Jahr hat indes die Tour verlassen: Fabian Cancellara stand in Albertville nicht mehr am Start. Stattdessen reiste der RadioShack-Profi zurück in die Schweiz zu seiner schwangeren Frau, die in Kürze das zweite Kind erwartet. «Es ist ein persönlicher Wunsch, bei der Geburt dabei zu sein», sagte der Zeitfahr-Olympiasieger. «So eine "Trophäe" ist wichtiger als irgendein Tour-Etappensieg oder eine olympische Medaille.»


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