Finhaut-Emosson (dpa) - Die Franzosen sind bei ihrer Tour bescheiden geworden: Sie bejubeln Thomas Voeckler, Bryan Coquard und Julien Alaphilippe, aber keine Sieger.
Die Gastgeber freuen sich auch über die kleinen Dinge. Die neue Hoffnung Alaphillippe fuhr auf dem Weg nach Bern mehr als 175 Kilometer allein an der Spitze mit seinem Teamkollegen Tony Martin. Beide wurden als kämpferischste Fahrer ausgezeichnet. Egal, dass sie im Ziel über 12 Minuten verloren hatten. Der 24 Jahre alte Alaphilippe schwärmte: «Diesen Tag werde ich nie vergessen.»
Das Sprinter-Federgewicht Coquard stellte nach seiner Millimeter-Niederlage gegen Marcel Kittel im Sprint von Limoges fest: «Ich habe bewiesen, ich bin ein Siegfahrer.» Und Voeckler wird von Fans und TV schon bejubelt, wenn er eine seiner berühmten Attacken mit hängender Zunge und wildem Wiegetritt startet. Show steht bei ihm immer eindeutig vor Effektivität. Am Mittwoch die kleine Ausnahme: In Finhaut-Emosson in der Schweiz wurde er Sechster im Tagesklassement.
Coquard hofft noch auf das Finale in Paris, wo er im Vorjahr hinter André Greipel auf Platz zwei gelandet war. Aber das Tour-Zentralorgan «L'Équipe» stellte schon die bange Frage: «Eine Tour ohne französischen Sieg?» Erst einmal in der 113-jährigen Geschichte der Frankreich-Rundfahrt blieb der Ausrichter ohne Etappenerfolg: 1926.
Der fünfmalige Toursieger Bernard Hinault wird ab 2017 nicht mehr artig jeden Tag zur Siegerehrung antreten, um den Siegern zu gratulieren. Er will seinen Ruhestand genießen. «Ich werde es nicht mehr schaffen, meinem Nachfolger die Hand zu schütteln», bedauerte der 61 Jahre alte Bretone, der die Grande Nation mit seinem Gesamtsieg 1985 vor Greg LeMond zum letzten Mal in einen Tourrausch versetzte. Seitdem ist es keinem Franzosen gelungen, bei der Siegerehrung auf den Champs Elysées ganz oben zu stehen.
Im Vorjahr konnten sich die gebeutelten Gastgeber wenigstens noch über die drei Etappensiege von Alexis Vuillermoz, Thibaut Pinot, bei der laufenden Ausgabe bereits ausgeschieden, und Romain Bardet freuen. In diesem Jahr bisher: Fehlanzeige.
«Meine Landsleute haben nicht den Motor der Froomes oder Quintanas», sagte Hinault und meinte damit nicht etwa unerlaubte mechanische Antriebe. Die körperlichen Kapazitäten der französischen Radsport-Elite im Vergleich zur Weltspitze seien im Moment eben limitiert.