Meerbeke (dpa) - 40 Jahre nach Rudi Altig ist Steffen Wesemann der größte Triumph seiner Radsport-Karriere gelungen. Er gewann die 88. Flandern-Rundfahrt und folgte damit dem Ex-Weltmeister, der den traditionellen Klassiker 1964 als bisher einziger deutscher Profi gewonnen hatte.
«Ich kann es kaum fassen - ich habe zwei Mal an der richtigen Stelle gepokert und gewonnen», sagte der 33 Jahre alte Wesemann. Der fünffache Gewinner der Friedensfahrt war beim zweiten Weltcup-Rennen der Saison über 257 km nicht zu schlagen. Im Schlussspurt einer dreiköpfigen Spitzengruppe verwies Wesemann Leif Hoste und Dave Bruylandts (beide Belgien) auf die folgenden Plätze. Das Trio hatte sich auf der vorletzten Steigung, an der berühmt-berüchtigten Mauer von Geraardsbergen, gebildet. Im Finale machte Wesemann alles richtig, wartete erst den Angriff Bruylandts ab und spurtete im entscheidenden Moment Hoste nieder.
Damit erfüllte der T-Mobile-Fahrer seinem Manager Walter Godefroot, der selbst als Aktiver zwei Mal die Flandern-Rundfahrt gewonnen hatte, einen lang gehegten Wunsch-Traum. In dieser Form ist Wesemann auch in Roubaix der Topfavorit. «Wir waren heute mit Abstand das beste Team im Peloton und deshalb haben wir zu Recht gewonnen. Ich bin sehr glücklich, auch wenn dieser Sieg natürlich nicht mit einem Tour-Erfolg gleichzusetzen wäre», sagte der 60-jährige Belgier.
«Ich habe auf der Mauer und auf der Zielgeraden im Finale zwei Mal gepokert. Endlich hat es mal geklappt, nachdem ich in den letzten Jahren bei den Frühjahrs-Klassikern schon öfter vorne dabei war», erklärte der überglückliche Wesemann, der diesmal im Winter so hart wie selten trainiert hatte und mit für ihn Rekord verdächtigem Minimal-Gewicht an den Start gegangen war. Das starke T-Mobile- Ergebnis rundete der in Belgien lebende Münchner Andreas Klier auf Rang sechs ab.
Früh hatte sich eine Ausreißergruppe gebildet, in der der ehemalige deutsche Meister Danilo Hondo vom Team Gerolsteiner, der in Italien beschäftige Jörg Ludewig (Steinhagen) und Jan Schaffrath (Berlin) von T-Mobile mit von der Partie waren. Allerdings wurden die Flüchtlinge, die sich in zwei Gruppen geteilt hatten, vor den beiden letzten, entscheidenden Steigungen des Parcours, Mauer von Geraardsbergen und Bosberg, gestellt. Die zuletzt auf acht Fahrer geschrumpfte erste Gruppe lag rund 200 km in Front. Auf der vorletzten Steigung waren die schnellsten Verfolger herangefahren, die Karten wurden 18 km vor dem Ziel neu gemischt.
Das große belgische Radsport-Idol Johan Museeuw spielte 14 Tage vor dem lange angekündigten Ende seiner Karriere keine entscheidende Rolle. Der 38-Jährige, der am 17. April beim Schelde-Preis sein letztes Rennen bestreitet, rollte im zersplitterten Hauptfeld bei seiner letzten «Ronde» ins Ziel.
Rang | Name | Zeit |
1. | Steffen Wesemann (Küttigen/SUI) | 6:01:33 |
2. | Leif Hoste (Belgien) | gleiche Zeit |
3. | Dave Bruylandts (Belgien) | gleiche Zeit |
4. | Leon van Bon (Niederlande) | + 0:28 Min. |
5. | Erik Dekker (Niederlande) | gleiche Zeit |
6. | Andreas Klier (Denderwinbeke/BEL) | gleiche Zeit |
7. | Rolf Aldag (Ahlen) | + 1:10 |
8. | Frank Hoj (Dänemark) | + 1:15 |
9. | Paolo Bettini (Italien) | gleiche Zeit |
10. | George Hincapie (USA) | gleiche Zeit |
... | | |
14. | Jörg Ludewig (Halle/Westfalen) | + 1:38 |
24. | Danilo Hondo (Cottbus) | + 2:10 |
37. | Bert Grabsch (Wittenberg) | gleiche Zeit |
Stand nach 2 von 10 Rennen:
Rang | Name | Punkte |
1. | Oscar Freire (Spanien) | 103 |
2. | Steffen Wesemann (Küttigen/SUI) | 100 |
3. | Leif Hoste (Belgien) | 70 |
3. | Erik Zabel (Unna) | 70 |
5. | Erik Dekker (Niederlande) | 51 |
6. | Dave Bruylandts (Belgien) | 50 |
6. | Stuart O'Grady (Australien) | 50 |
8. | Paolo Bettini (Italien) | 44 |
9. | Leon van Bon (Niederlande) | 40 |
9. | Alessandro Petacchi (Italien) | 40 |
... | | |
11. | Andreas Klier (Denderwinbeke/BEL) | 37 |
15. | Rolf Aldag (Ahlen) | 28 |
24. | Jörg Ludewig (Halle/Westfalen) | 12 |
41. | Danilo Hondo (Cottbus) | 2 |