Erfurt (dpa) - Telekom-Profi Steffen Wesemann hat sich seinem Traum erfüllt und als erster Radsportler zum fünften Mal die Friedensfahrt gewonnen. «Man weiß ja nie, was auf einer Schlussetappe noch alles passiert. Nun bin ich überglücklich», freute sich der 32- Jährige in Erfurt, wo die 56. Auflage der Drei-Länder-Tour mit dem Spurtsieg des Italieners Enrico Degano zu Ende gegangen war.
Wesemanns Rekord ist jedoch zugleich ein Erfolg des gesamten Telekom-Teams. «Jeder erfüllte exakt seine Vorgaben, unabhängig davon, ob er dann persönlich nicht so gut platziert war», zollte Wesemann im Ziel der «Tour des Ostens» seinen Helfern höchsten Respekt. Jan Schaffrath und Stefan Schumacher fuhren vor allem auf der 1. Etappe nach Walbrzych immer wieder die Löcher zu. Danilo Hondo arbeitete auf der 3. Etappe nach Polanica Zdroj, wo Wesemann gewann, im Glanz des Gelben Trikots für seinen Kapitän. David Kopp, Bobby Julich, Stephan Schreck und Kai Hundertmarck waren als «Kontrolleure» unterwegs.
Nichtsdestotrotz war es Wesemann selbst, der zwei Mal das Heft in die Hand nahm und sich somit den fünften Sieg bei seiner siebten Friedensfahrt verdiente. Auf dem Weg nach Walbrzych war er fast schon abgeschlagen, ehe er antrat und mit seinem ärgsten Verfolger, Ondrej Sosenka (Tschechien), sieben Minuten auf den Rest des Feldes herausfuhr. Und dann natürlich am Aschberg im Vogtland, wo der Wahl- Schweizer eindrucksvoll eine Attacke des einzigen echten Konkurrenten konterte und ihm keine Chance ließ. Dass mit Sosenka vom polnischen CCC-Polsat-Team ein Sportler sein härtester Widersacher war, der in Profi-Kreisen weitgehend unbekannt ist, spricht dafür, dass die GS-I- Mannschaften nicht in Top-Besetzung an den Start gingen.
Da aber auch Telekom nur die zweite Garnitur schickte, ist der Sieg Wesemanns gerade nach den Stürzen bei der Flandern-Rundfahrt und in Frankfurt/Oder hoch einzuschätzen. «Hätte mir das jemand vor drei Wochen prophezeit, hätte ich ihn ausgelacht», strahlte der Sieger. Dennoch ist die Tour de France kein Thema für den 32-Jährigen. «Es gab ein Gespräch mit Teamchef Walter Godefroot, da haben wir uns abgesprochen. Das geschah unabhängig von der Friedensfahrt», so Wesemann. Der konzentriert sich nun auf die Bayern-Rundfahrt, die Deutschland-Tour und die Tour de Suisse. «Dann noch meine Form bis in den Juli zu halten, ist nicht möglich. Da würde ein Tour-Start keinen Sinn machen.»
Für einen neuen Vertrag muss sich der Klassiker-Spezialist also bei anderen Rennen empfehlen. Der Kontrakt läuft aus, noch wurden keine Gespräche geführt. «Ich bin sozusagen frei, und jeder kann an mich herantreten. Ich hätte auch nichts dagegen, bei Telekom zum bleiben», so Wesemann.