Paris (dpa) - Sein Antritt in der letzten Runde beim WM-Scratch-Rennen war unwiderstehlich. Allein und mit Vorsprung fuhr der in Unna geborene Lucas Liß über die Ziellinie, breitete die Arme ganz weit aus und schaute hoch zum Hallendach.
In diesem Moment war der neue Bahnrad-Weltmeister seinem Vater ganz nah. Eigentlich sollte Lucjan Lis zusammen mit Mutter Barbara an diesem Abend im Velodrom vor den Toren von Paris mit auf der Tribüne sitzen und seinem Sohn den Rücken stärken. Doch Ende Januar war der 64-Jährige aus dem Leben gerissen worden. Lucjan Lis, 1973 Weltmeister im polnischen Straßenvierer, war der Bezugspunkt in Lucas' Radsportkarriere.
Seinen eindrucksvollen WM-Sieg, bei dem er einen Ring seines Vaters trug, widmete er dem Verstorbenen. «Ich habe alles von ihm gelernt. Er war mein Papa, Trainer, Manager und vor allem der beste Freund. Ich habe es noch nicht verarbeitet, dass er nicht mehr da ist», sagte Liß und konnte nur mühsam die Tränen zurückhalten.
Die Todesnachricht hatte Liß kurz vor Ende des Berliner Sechstagerennens erreicht, das er sofort verließ. Eine WM-Absage habe aber nie im Raum gestanden: «Das hätte er nicht gewollt. Mein Papa ist wie ich jetzt auch mit 23 Weltmeister geworden.»
Lucjan Liß plötzlich und unerwartet verstorben