Como (dpa) - Olympiasieger Paolo Bettini hat mit seinem Weltcup-Hattrick der zu Ende gehenden Radsport-Saison sein Gütesiegel aufgedrückt. Der 30-jährige Italiener verteidigte im letzten Weltcuprennen der Rad-Geschichte bei der 98. Lombardei- Rundfahrt seinen Vorsprung von 13 Zählern.
Zweiter wurde sein Landsmann Davide Rebellin vom Team Gerolsteiner und ist als dreifacher Sieger nach 2002 und 2003 alleiniger Rekordhalter dieser seit 1989 bestehenden Serie, die nach 16 Jahren nun der ProTour weichen muss.
Auch die deutschen Teams T-Mobile und Gerolsteiner durften nach dem vom 23-jährigen Giro-Sieger Damiano Cunego (Italien) im Spurt einer fünfköpfigen Spitzengruppe gewonnenen Klassiker über 246 km von Mendrisio nach Como zufrieden zurückblicken. T-Mobile sicherte sich den Mannschafts-Weltcup mit einem Punkt Vorsprung vor Rabobank und Gerolsteiner. Der Australier Cadel Evans, der zum letzten Mal das Magenta-Trikot trug und nach Belgien zum Lotto-Rennstall wechselt, sowie der in der Endphase von Krämpfen geplagte Daniele Nardello (Italien) belegten in der Lombardei die Ränge vier und fünf.
Steffen Wesemann, der im Frühjahr die Flandern-Rundfahrt gewonnen hatte, war als Sechster bester Deutscher in der Gesamtwertung. «Wir haben die Teamwertung der Tour de France gewonnen, nehmen in der Weltrangliste den ersten Platz ein und haben den Weltcup für uns entschieden. Das spricht für eine ausgeglichene Mannschaft», freute sich Team-Manager Walter Godefroot nach dem «Herzschlagfinale». Dass sich mit den Plätzen zwei (Andreas Klöden) und vier (Jan Ullrich) bei der Tour de France sowie 18 zweiten Rängen von Vize- Weltmeister Erik Zabel (Unna) nicht alle Wünsche der Saison erfüllt haben, trat etwas in den Hintergrund.
Der Traum vom Weltcupsieg ging auch für Gerolsteiner nicht in Erfüllung: Der 33-jährige Rebellin konnte sich die erst vor einer Woche an Bettini verlorene Spitzenposition nicht zurückholen. «Für uns war es trotzdem eine gute Saison, auch wenn das i-Tüpfelchen gefehlt hat», bilanzierte Manager Hans-Michael Holczer. Die beiden Italiener trafen mit 1:40 Minuten Rückstand in Como ein. Nur einmal war Rebellin rund 40 km vor dem Ziel bei der dritten Bergwertung seinem Rivalen entwischt. Doch Bettini schloss in der Abfahrt wieder auf.
«Der dritte Weltcupsieg war eine große Herausforderung für mich, denn das hat bisher niemand geschafft», meinte der Olympiasieger. Im Gegensatz zu seinen früheren Triumphen blieb er in der zehn Rennen umfassenden Serie ohne Tageserfolg, glänzte aber mit Ausgeglichenheit und drei zweiten Plätzen. Rebellin entschied bei diesem Wettbewerb, den auch schon Olaf Ludwig (1992) und der nach seinem Leitersturz außer Gefecht gesetzte Erik Zabel (2000) gewonnen hatten, das Amstel Gold Race und Lüttich-Bastogne-Lüttich für sich, fuhr aber im Herbst nicht mehr so stark.
Die beiden deutschen Rennställe sind mit Lizenzen für die ProTour - die neue Serie des Weltverbandes UCI mit 160 Renntagen - auf der sicheren Seite. Von den deutschen Rennen sollen nur die HEW- Cyclassics in Hamburg und die Deutschland-Tour zur ProTour gehören. Im wochenlangen Streit um die Serie hatte es zwischen UCI und den Organisatoren der Tour de France, des Giro d'Italia und der Spanien- Rundfahrt Annäherung gegeben. Die Rundfahrt-Veranstalter wie auch Organisatoren von Eintagesrennen befürchten durch die ProTour eine geschlossene Veranstaltung. Sie fordern Nachbesserungen bei zentralen Fragen wie Dopingreglement, Auf- und Abstieg, Länge der Teamlizenzen sowie ein Mitspracherecht bei der Einladung der Mannschaften.