Leipzig (dpa) - Mit der Ankündigung auf einen Startverzicht bei den Bahnrad-Weltmeisterschaften in Shenzhen (China) drängen die führenden Nationen Deutschland, Australien und Frankreich auf eine Verlegung der Titelkämpfe.
Sie reagierten damit auf die Ausbreitung der lebensbedrohlichen Lungenkrankheit SARS und forderten den Weltverband UCI zu einer schnellen Entscheidung auf. «Nach der derzeitigen Gesundheitssituation kann ich mir nicht vorstellen, dass wir im Juli eine Mannschaft dahin schicken», sagte Burckhard Bremer, Sportdirektor des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR).
Während der BDR erst auf einer Präsidiumstagung eine endgültige Entscheidung treffen will, haben die Australier bereits ihren WM-Start abgesagt, wenn die Titelkämpfe vom 30. Juli bis 3. August im südchinesischen Shenzhen stattfinden sollten. «Wir sind nicht bereit, die Gesundheit und Sicherheit unserer Radsportler zu riskieren», sagte Verbandspräsident Mike Victor in Sydney im Vorfeld der australischen Meisterschaften. «Es wäre unverantwortlich, unsere Athleten dem Risiko auszusetzen, dass sie sich infizieren könnten.» Australien war mit vier Titeln, fünf zweiten und vier Bronzemedaillen die erfolgreichste Nation bei den WM im Vorjahr in Kopenhagen.
Ebenso wie Victor erwartet auch Bremer eine zügige Entscheidung der UCI. «Ich gehe davon aus, dass man unter den gegenwärtigen Bedingungen dort keine WM ausrichten kann», sagte der Sportdirektor. Bei einer Verlegung wäre der BDR zur Übernahme der Titelkämpfe bereit. «Wir haben ein Angebot gemacht, dass die WM in Deutschland durchgeführt werden kann. Stuttgart hat Interesse gezeigt, aber auch Berlin. Aber wir wollen keinem etwas wegnehmen», erklärte Burckhard Bremer, der die Situation als «tragisch für die Region Shenzhen» bezeichnete.
Neben Deutschland sind auch Frankreich mit Bordeaux, Großbritannien mit Manchester oder auch Australien mit Sydney als mögliche neue WM-Gastgeber im Gespräch. «Ich rechne mit einer schnellen Entscheidung der UCI, denn wenn die WM zum geplanten Termin stattfinden soll, wird die Zeit knapp für den Alternativ-Ausrichter. Außerdem stehen wir in den Startlöchern, denn wir haben Flüge und Hotels reserviert, aber noch nicht gebucht», sagte Bremer. Australiens Verbandspräsident Victor meinte: «Wir hoffen, dass sie im Interesse der Athleten entscheiden und die Weltmeisterschaften verlegen.»
China ist mit mehr als 130 Toten und mehr als 2900 Infizierten bislang am schwersten von dem Schweren Akuten Atemwegssyndrom (SARS) betroffen. Shenzhen liegt in der Provinz Guangdong, für die die Weltgesundheitsorganisation WHO bereits am 2. April eine Reisewarnung ausgesprochen hatte. Ebenfalls von einer möglichen Absage betroffen ist die Fußball-WM der Frauen in China (23. September bis 11. Oktober). Für den Mai sind bereits alle nationalen und regionalen Wettkämpfe abgesagt worden.