Montréal (dpa) - Die Welt-Antidoping-Agentur WADA erwägt mit juristischen Mitteln gegen den so genannten Vrijman-Bericht vorzugehen, der den siebenfachen Tour-de-France-Rekordsieger Lance Armstrong von den Doping-Vorwürfen frei gesprochen hat.
«Der Bericht ist fast schon lächerlich. Wäre der Anlass nicht so ernst und die Behauptungen, die er beinhaltet, nicht so unverantwortlich, wären wir geneigt, den Bericht - so wie er es verdient hat - komplett zu ignorieren», sagte WADA-Chef Richard Pound. Dem Vrijman-Bericht fehle jede Professionalität und Objektivität.
Die WADA überlegt nun, rechtliche Schritte gegen die Untersuchungskommission und andere Organisationen, einschließlich des Weltverbandes UCI, einzuleiten, sollten sie aus dem Bericht zitieren. Nach Ansicht von Pound diffamiert der Vrijman-Bericht sowohl die WADA als auch die zugelassenen Doping-Labors.
Eine von der UCI eingesetzte Kommission unter der Leitung des Amsterdamer Rechtsanwalts Emile Vrijman hatte in einem Bericht Armstrong «komplett vom Vorwurf entlastet, seinen ersten Toursieg 1999 mit Hilfe von Doping errungen zu haben». Der Armstrong-Report geht zurück auf die Vorwürfe der französischen Sportzeitung «L'Équipe», sechs aufgetaute und im Vorjahr nachträglich untersuchte Urinproben hätten beim Texaner Spuren des Blutdopingmittels EPO erbracht. Der im Vorjahr nach seinem siebenten Toursieg zurückgetretene Amerikaner Armstrong hatte stets geleugnet, gedopt zu haben und mehrere Prozesse geführt. 1999 war noch kein direkter EPO-Nachweis möglich - dieser existiert erst seit 2001.
Die Kommission hatte die WADA und das vom IOC akkreditierte Labor in Chatenay-Malabry attackiert, Armstrong mit Schuldzuweisungen in Misskredit gebracht zu haben und bezweifelte die juristischen Grundlagen für die öffentlichen WADA-Angriffe auf Armstrong. Kurz nach Erscheinen des Berichts hatte Pound bereits gesagt: «Das Schlimmste, was wir von vornherein erwarteten, ist eingetroffen: Es bestand keinerlei Interesse wirklich herauszufinden, ob die Proben positiv waren.»