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UCI-Präsident Pat McQuaid wandte sich per E-mail an die IOC-Mitglieder. Foto: Salvatore di Nolfi
01.02.2013 14:42
WADA-Streit: UCI-Boss McQuaid mailt IOC-Mitglieder an

Berlin (dpa) - Erst gab es Kritik, dann wurde der Ton schärfer, am Ende eskalierte der Streit: Im Zwist mit der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA greift der Präsident des Radsport-Weltverbands UCI, Pat McQuaid, nun zu recht ungewöhnlichen Mitteln.

Wie der Branchendienst «Insidethegames» berichtete, hatte der umstrittene Ire in dieser Woche allen 101 Mitgliedern des Internationalen Olympischen Komitees IOC eine E-Mail geschrieben mit der Bitte, ihm bei der Dauerfehde beizustehen. Er freue sich «über jede Unterstützung, der WADA klarzumachen, wie wichtig eine Zusammenarbeit mit der UCI» sei, schrieb McQuaid. Die Auseinandersetzung wird immer kurioser.

Zuletzt hatten sich der Verband um den umstrittenen Präsidenten sowie die WADA in Pressemitteilungen gegenseitig scharf attackiert. Die Anti-Doping-Agentur warf der UCI vor, bei der Aufklärung der Affäre Lance Armstrong nicht konsequent vorzugehen und sinnvolle externe Vorschläge zu ignorieren. Eine angetragene Zusammenarbeit lehnte die Behörden mit bösen Worten in Richtung UCI («hinterlistig», «einseitig», «arrogant») ab. Der Radverband wiederum bezichtigt die WADA inzwischen offen der Lüge und veröffentlichte in dieser Woche sogar persönliche E-Mails von WADA-Präsident John Fahey.

Nach dem vorläufigen Höhepunkt der peinlichen Posse, bei der inzwischen immer mehr persönliche Befindlichkeiten im Spiel zu sein scheinen, schrieb McQuaid den IOC-Mitgliedern: «Ich hoffe sehr, dass die WADA nun mit ihrem unwürdigen Krieg der Worte in den Medien aufhört und sich mit uns hinsetzt, um gemeinsam die Details dieses Wahrheits- und Versöhnungsprozesses auszuarbeiten.» Der UCI-Chef meint damit übrigens nicht den Streit zwischen den Organisationen, sondern ein mögliches Kronzeugen- und Amnestieprogramm für Doper.

Dieses will die UCI aber nicht selbst finanzieren und lieber höhere Organisationen ins Boot holen. IOC-Präsident Jacques Rogge berichtete am Freitag bei einer Pressekonferenz in Seoul, noch kein entsprechendes Gesuch vorliegen zu haben. Eine Absage erteilte er dem Vorschlag aber per se nicht. «Ob wir das machen oder nicht, werden wir im Exekutivkomitee besprechen», sagte Rogge.

Eine «Wahrheits- und Versöhnungs-Kommission» hatte zu Beginn des Disputs ausgerechnet die WADA und die amerikanische USADA gegenüber eine von der UCI eingesetzten Aufklärungskommission gefordert. Damals lehnte der Dachverband noch ab - ehe er die Kommission jüngst auflöste und seine Meinung offensichtlich komplett änderte.

Allerdings dürften die Motive McQuaids auch ganz persönlicher Natur sein: Der Funktionär steht in der Affäre Armstrong massiv in der Kritik, laut USADA-Bericht soll der Verband selbst in den Betrug des früheren Superstars involviert sein. McQuaids Vorgänger Hein Verbruggen war jahrelang ein Freund Armstrongs und sprach selbst nach Bekanntwerden des Ausmaßes der Affäre weiter von «keinen Beweisen».

Armstrong selbst hat bei seinem Geständnis keine Mitwisser genannt oder gar eine Verschwörung im Verband offengelegt. Solange die Vorwürfe nicht mit härteren Beweisen unterlegt sind, dürfte McQuaid nicht stürzen - Vorgänger Verbruggen wackelt da schon eher.

Bericht mit E-Mail von McQuaid

WADA-Pressemitteilungen

UCI-Mitteilungen


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