Barcelona (dpa) - Beim offiziellen Fotoshooting der Spanien-Rundfahrt übte Jonas Vingegaard schon mal den Jubel. Wenn der Sieger der Tour de France am heutigen Samstag bei der 78. Vuelta a España mit seiner Mannschaft von der Startrampe rollt, will er nicht einfach nur die Saison ausklingen lassen.
«Ich werde alles versuchen, um diese Vuelta zu gewinnen», sagte Vingegaard. Einen Tag zuvor war er mit einem großen gelben Koffer in Barcelona gelandet. Farblich muss er sich in den kommenden drei Wochen allerdings umstellen. Das Führungstrikot ist nicht gelb wie bei der Tour, sondern rot.
Zum ersten Mal fährt Vingegaard zwei große Landesrundfahrten in einem Jahr, in den vergangenen Wochen bereitete er sich in der Schweiz intensiv vor. Und weil es eben Neuland ist, geht Jumbo-Visma mit gleich zwei Radstars an den Start. Neben Vingegaard ist Giro-Sieger Primoz Roglic der Co-Kapitän. Der Slowene hat die Vuelta bereits dreimal gewonnen - und der Gesamtsieg ist das große Ziel der Mannschaft. «Wir haben Italien und Frankreich erobert. Jetzt wollen wir auch Spanien», teilte Jumbo mit.
Harte Konkurrenz für Vingegaard
Größter Widersacher dürfte Remco Evenepoel sein. Der Ex-Weltmeister hat die Vuelta im vergangenen Jahr gewonnen. In diesem Jahr wollte das Wunderkind eigentlich beim Giro d'Italia triumphieren, doch ein positiver Coronatest stoppte ihn in Führung liegend. Das nervt ihn noch immer. «Das größte Ziel ist es, kein Covid zu bekommen», sagte der Belgier und grinste. Nun also die Vuelta - und in gewisser Weise ist dies ein Härtetest für das kommende Jahr, wenn er die Tour fahren will. In den Bergen Spaniens kann er sich schon einmal mit Vingegaard messen. Stapelt er deshalb tief? Evenepoels Ziel: «Eine Etappe und am Ende ein Platz auf dem Podium. Bei einer Grand Tour kann viel passieren.»
Ohnehin fehlt nur der zweimalige Tour-Sieger Tadej Pogacar, um die Vuelta zu einem Jahrestreffen der weltbesten Rundfahrer werden zu lassen. In Geraint Thomas ist der Tour-Sieger von 2018 dabei, der in diesem Jahr beim Giro Zweiter war. «Das Podium wäre schön, aber ich möchte gewinnen. Dafür fährt man doch Rennen», sagte der 37-Jährige. Mit dem Ziel Gesamtsieg geht auch Bora-Kapitän Aleksandr Vlasov an den Start. Lennard Kämna wird sich auf einen Etappensieg konzentrieren.
Die Vuelta beginnt am Samstag mit einem Teamzeitfahren in Barcelona. Alles andere als ein Sieg von Jumbo-Visma wäre da eine Überraschung. Schon am dritten Tag steht in Andorra die erste Bergankunft an. Ein Spektakel dürfte die Ankunft auf dem Tourmalet am 8. September sein, vier Tage später muss der gefürchtete Angliru erklommen werden. Die Schlussetappe findet rund um Madrid am 17. September statt.