Granada (dpa) - Die Affäre Lance Armstrong wirft einen Schatten auf die in Granada mit einem Prolog über 7 Kilometer beginnende 60. Spanien-Rundfahrt. Die dort traditionell besonders starken einheimischen Profis werden über 3368 Kilometer auch gegen den Argwohn anfahren müssen.
Vorjahressieger Roberto Heras, der auch schon 2000 und 2003 gewann, gilt als Topfavorit. Bei der Tour in Frankreich war der Spanier aber noch chancenlos hinterher gefahren.
Erik Zabel, der sich bereits drei Mal das Blaue Trikot des Punktbesten gesichert hat, fährt seine letzte Rundfahrt für das T-Mobile-Team und trifft dabei auf die augenblicklich wohl weltbesten Sprinter Alessandro Petacchi (Italien) und Tom Boonen (Belgien). «Mal sehen, was geht. Vielleicht klappt es ja mit einem Etappensieg. Boonen soll angeschlagen sein und Petacchi hatte zuletzt auch keine herausragenden Ergebnisse», sagte Zabels Team-Kollege und Anfahrer Rolf Aldag (37), der zum Saisonende aufhört und seine Schlagfertigkeit dann in die Kommunikations-Abteilung seines Arbeitgebers einbringen wird.
Zabel, seinem zukünftigen Mannschafts-Kollegen Petacchi und Boonen dient die Vuelta in erster Linie zur Vorbereitung auf die Straßen-WM am 25. September in Madrid, wo ein Sprinter-Kurs auf die Teilnehmer wartet. Für den zweiten deutschen ProTour-Rennstall Gerolsteiner, der die Deutschland-Tour in eindrucksvoller Manier beherrschte, ist die Spanien-Rundfahrt mit 47 Bergwertungen wie für viele andere Teams eher ein Pflichttermin. «Wir fahren mit», antwortete Team-Manager Hans-Michael Holczer auf die Frage nach den eigenen Erwartungen.
Mit dem ProTour-Status steigt auch in Spanien wie zuletzt beim Giro d'Italia die Qualität der Teilnehmerliste. Neben Heras wollen sich auch der Tour-Vierte Francisco Mancebo (Spanien), der verhinderte Giro-Sieger Gilberto Simoni (Italien), Floyd Landis (USA) und Santiago Botero (Kolumbien) vom Schweizer Phonak-Team, das während der Deutschland-Tour für Doping-Schlagzeilen gesorgt hatte, in den Kampf um das Goldene Trikot einschalten. Im Vorjahr waren unter den ersten 25 nur drei Nicht-Spanier. Der Eindruck einer Lokal-Meisterschaft soll diesmal nicht entstehen.