Herning (rad-net) - Marianne Vos ist neue Straßen-Europameisterin. Die Niederländerin gewann im dänischen Herning nach 120,6 Kilometern im Sprint einer Ausreißergruppe vor Giorgia Bronzini (Italien) und Olga Zabelinskaya (Russland). Beste Deutsche wurde Beate Zanner als 28.
«Ich freue mich sehr. Wir waren mit einem starken Team am Start wussten, dass Druck auf uns lastet. Wir haben das Rennen schwer gemacht. Am Ende war ich die Glückliche, die in der richtigen Gruppe war», sagte Vos im Siegerinterview. «Der Kurs war flach, aber die Umstände haben es schwer gemacht», spielte die 30-Jährige auf den Regen und Wind an.
Die Frauen fuhren ein sehr kampfbetontes Rennen, das von vielen Attacken und teilweise hohem Tempo geprägt war. 65 Kilometer vor dem Ziel hatte Vos schon einmal zusammen mit Elise Delzenne (Frankreich) angegriffen, aber die zwei Fahrerinnen wurden wieder eingeholt.
Danach ging die erste größere Gruppe mit neun Fahrerinnen, darunter die Deutsche Romy Kasper, Zeitfahr-Vizeeuropameisterin Ann Sophie Duyck (Belgien), Amy Pieters (Niederlande) und Christine Majerus (Luxemburg). Sie arbeiteten gut zusammen, aber unter der Nachführarbeit der niederländischen Nationalmannschaft kam das Peloton wieder heran. Weitere Angriffe und hohes Tempo bestimmten den weiteren Verlauf.
25 Kilometer vor dem Ziel war es dann Olga Zabelinskaya, die für eine Vorentscheidung sorgte. Sie attackierte und Marianne Vos sowie die beiden Italienerinnen Elisa Longo Borghini und Giorgia Bronzini gingen mit. Die deutsche Nationalfahrerin Charlotte Becker, Katarzyna Pawlowska (Polen) und Sheyla Gutierrez Rui (Spanien) schlossen ebenfalls noch auf. Letztere verlor jedoch rund 15 Kilometer vor Rennende bei einer Seitenwindsituation den Anschluss, sodass es nur noch sechs Fahrerinnen, die bis zu 45 Sekunden Vorsprung auf das Feld hatten, an der Spitze waren.
Fünf Kilometer vor dem Ziel stürzte Pawloswka in der Spitzengruppe nach einer Unachtsamkeit. Becker und Vos fuhren hinter ihr. Beide konnten zwar ausweichen und vermieden einen Sturz, aber die Berlinerin musste zu viel Tempo rausnehmen, es entstand eine Lücke und sie konnte - im Gegensatz zu Vos - nicht mehr zu ihren Mitstreiterinnen aufschließen. «Ich habe es versucht, aber ich hatte nicht mehr die Kraft, das Loch zuzufahren», war Becker im Ziel sehr enttäuscht über die verpasste Medaillenchance.
Innerhalb des letzten Kilometers griff Olga Zabelinskaya noch einmal an und verkleinerte damit die Gruppe auf drei Fahrerinnen, denn Longo Borghini, die viel Führungsarbeit leistete, fiel zurück und die Medaillen waren damit vergeben. 200 Meter vor dem Ziel trat Marianne Vos an und Giorgia Bronzini konnte nicht mehr vorbeiziehen. Zabelinskaya war mit der Bronzemedaille zufrieden.
«Wir waren nicht in der Position, das Rennen mitzubestimmen, aber wir waren in allen wichtigen Ausreißergruppen vertreten. Was Charlotte passiert ist, ist großes Prech. Aber so ist Radsport nun mal», bilanzierte Frauen-Bundestrainer André Korff.