Saarbrücken (dpa) - Jens Voigt sieht das Anti-Doping-Programm seines Teams CSC als mögliches Vorbild für andere Mannschaften und für eine Vereinheitlichung des Kampfes gegen Manipulation im belasteten Radsport.
«Ich habe die Schnauze voll», sagte der 35-jährige Sieger der Deutschland-Tour von 2006 in einem Interview der Deutschen Presse Agentur (dpa) mit Blick auf die nicht abreißenden Doping-Skandale.
dpa: Vier Doping-Fälle, der Träger des Gelben Trikots aus seinem Team geschmissen und der Gesamtsieger unter Doping-Verdacht: Wie erlebten Sie die Tour de France?
Voigt: «Ich habe mich morgens kaum noch getraut das Handy anzustellen aus Angst vor weiteren Horror-Meldungen. Ich habe die Schnauze voll, von denen verarscht zu werden, die den letzten Weckruf, die Fuentes-Affäre, immer noch nicht gehört haben.»
dpa: Und es geht munter weiter: Was sagen Sie zum neuesten Fall des Astana-Profis Andrej Kaschetschkin, der drei Tage nach dem Tour-Ende in der Türkei des Blut-Dopings überführt worden war?
Voigt: «Der hatte wahrscheinlich noch Reste von der Tour drin.»
dpa: Was sagen Sie zu Toursieger Contador, der im Verdacht steht, mit dem spanischen Doping-Arzt Eufemiano Fuentes zusammengearbeitet zu haben?
Voigt: «Ich hoffe nur, uns bleibt eine neue Geschichte wie bei Floyd Landis erspart. Ich hoffe, er sagt die Wahrheit, wenn er eine Zusammenarbeit mit Fuentes leugnet.»
dpa: Wie kann der Radsport glaubhafter, wie das Doping-Problem eingedämmt werden?
Voigt: «Ich mache mal Reklame für unser Überwachungssystem bei CSC. Wir werden ständig kontrolliert, auch auf Testosteron, und unsere Blutwerte werden veröffentlicht. Unser Teamchef Bjarne Riis hat auf die Verpflichtung zweier Fahrer verzichtet, um das Programm mitzufinanzieren. Es könnte Vorbild für andere Teams sein. Es gab schon viele Anfragen verschiedener Teamchefs. Der Radsport hat ein selbst verschuldetes Riesen-Problem. Aber ich möchte auch mal nach anderen Sportarten fragen.»
dpa: Nach den Ereignissen bei der Tour und unter Druck des übertragenden Fernsehsenders ARD haben die Organisatoren der Deutschland-Tour ihre Anti-Doping-Maßnahmen weiter verschärft. Was halten Sie davon?
dpa: «Diese Maßnahmen sind der aktuellen Situation geschuldet und ich habe Verständnis dafür, obwohl mir nicht ganz klar ist, wo und wie noch schärfer als zuletzt bei der Tour de France kontrolliert werden soll. Alle außergewöhnlichen Leistungen werden misstrauisch beäugt. Das habe ich ja schon im Vorjahr nach meinem Sieg bei der Deutschland-Tour am eigenen Leib gespürt.»
dpa: Planen Sie noch einen Start bei der Weltmeisterschaft im September in Stuttgart?
Voigt: «Ich bin mir noch nicht im Klaren, ob ich dabei sein kann. Ich bin schließlich seit Februar im Einsatz und will mich bei meinen Fans nicht mit einer schlechten WM-Leistung aus der Saison verabschieden.»
dpa: Glauben Sie an einen Einsatz von Erik Zabel bei der WM?
Voigt: «Ich weiß nicht, wie die Stadt Stuttgart bei Erik entscheidet, und ob ihn der Bund Deutscher Radfahrer nominiert. Außerdem ist ja nicht klar, ob er überhaupt noch WM-Form bringt. Darüber wird vielleicht die Deutschland-Tour Aufschluss geben.