Bad Säckingen (dpa) - Jens Voigt ist bei der Deutschland-Tour das Maß aller Dinge und kann sich schon 24 Stunden vor dem Ende als Gesamtsieger feiern lassen.
Beim entscheidenden Zeitfahren am vorletzten Rundfahrt-Tag in Bad Säckingen über 38,2 Kilometern ließ sich der 34-jährige Radprofi vom dänischen CSC-Team seinen in den Bergen herausgefahrenen Vorsprung nicht mehr nehmen und baute ihn bei seinem dritten Etappensieg sogar noch aus.
Voigt fuhr im Gelben Trikot in 45:03 Minuten Bestzeit und geht mit einem Vorsprung von 1:38 Minuten vor Levi Leipheimer (USA) auf die Final-Etappe, die als «Tour d'Honneur» gilt und keine Veränderung mehr bringen wird. «Wenn ich nicht mehr stürze, müsste ich es wohl geschafft haben», sagte Voigt im Ziel.
Der in Berlin ansässige Mecklenburger, der in seiner Karriere bereits zwei Mal das Gelbe Trikot der Tour de France getragen hat, steht nach Platz zwei 2004 vor seinem ersten Sieg bei der Deutschland-Tour. Dazu verbuchte er vor seinem Erfolg auf der 7. Etappe Siege in Goslar und am Vortag überraschend auch im Hochgebirge in St. Anton. Bei seiner Sturmfahrt ins Gelbe Trikot profitierte der Aktivensprecher Voigt, der sich um klare Aussagen zur Doping-Problematik nicht drückt, auch von der Verkürzung der Etappe nach Seefeld wegen des Unwetters. Dadurch wurde der höchste Punkt, der 2020 Meter hohe Kühtai, aus dem diesjährigen Programm gestrichen.
Der deutsche Zeitfahrmeister Sebastian Lang aus Erfurt beschwerte sich bitterlich über eine Benachteiligung. Der Begleitwagen vor ihm fuhr in einer engen Passage so langsam, dass Lang (48,03) dahinter abbremsen musste und Zeit verlor. «Das ist ein Unding. Ich hoffe, es fahren fünf oder sechs Fahrer eine bessere Zeit als ich, damit ich mich nicht zu sehr um den verpassten Etappensieg ärgern muss», sagte der Profi aus dem Gerolsteiner Team nach seiner Zieldurchfahrt. Aber die Superzeit Voigts, der sich in Bad Säckingen vor dem Zeitfahr-Spezialisten Laszlo Bodrogi (Ungarn/ +1:03) durchsetzte, nahm ihm diese Sorge.
«Ich war natürlich supermotiviert. Das war meine erste und letzte Chance, diese Tour zu gewinnen. Leipheimer hatte schon auf Grund des geringeren Körpergewichts auf diesem flachen Kurs wenig Chancen. Alle Umstände waren auf meiner Seite. Traditionell bin ich ein schneller Anfahrer - das ist wichtig für meine Motivation und schüchtert die Konkurrenz ein», sagte Voigt, der sich unmittelbar vor dem Rennen mit einem «15-Minuten-Powerschlaf» fit machte.
Die 8. und letzte Etappe über 172,1 Kilometern zwischen Bad Krozingen und Karlsruhe wird an der Spitze des Gesamtklassements nichts mehr ändern. Wie bei der Tour de France gilt ein Nicht-Angriffs-Pakt bei der Final-Etappe, die abgesehen vom umkämpften Tagessieg und der Entscheidung im Kampf um das Bergtrikot nur noch wenig Spannung verspricht.
Der Termin für die Deutschland-Tour 2007, die durch die Zusage des Fernsehens, weiter zu übertragen, auch finanziell gesichert scheint, steht: Der Start erfolgt wieder zehn Tage nach Ende der Tour de France am 8. August. Die Zieleinfahrt findet neun Tag später am 16. August 2007 statt.