Fürth (dpa) - Jens Voigt hat die letzten Zweifel ausgeräumt. Der 35-jährige Radprofi aus Berlin steht bei der Deutschland-Tour vor der Wiederholung seines Vorjahres-Erfolges.
Das vor entscheidende Einzelzeitfahren in Fürth über 33,1 Kilometer nutzte der CSC-Profi zur erneuten Demonstration seiner Stärke und einem Sieg in 39:42 Minuten. Jetzt trennen Voigt, der den Grundstein zu seinem neuerlichen Erfolg im Mannschaftszeitfahren und mit seinem zweiten Tagesrang auf der «Königsetappe» in Sölden gelegt hatte, nur noch 143,1 Kilometer von seinem zweiten Gelben Trikot in Folge bei der D-Tour. Im Gesamtklassement hat er 1:57 Minuten Vorsprung auf den jetzt zweit platzierte Zweiten Levi Leipheimer (USA). Im Einzelzeitfahren fuhr Voigt 15 Sekunden schneller als der Zweite Laszlo Bodrogi aus Ungarn.
Auf der Abschluss-Etappe von Einbeck nach Hannover, die wieder den Sprintern vorbehalten sein dürfte, droht Voigt kein Angriff mehr auf seine Spitzenposition im Gesamtklassement. Er wird der erste Fahrer sein, der die 1911 zum ersten Mal ausgetragene Deutschland-Tour, die nach einigen Unterbrechungen 1999 wieder belebt wurde, zwei Mal hintereinander gewinnt.
Leipheimer, Deutschland-Toursieger 2005 und Schnellster beim letzten Zeitfahren der Tour de France vor drei Wochen in Angouleme, enttäuschte wie auf der «Königsetappe». Der Kalifornier fuhr in 40:08 Minuten nur die drittschnellste Zeit, schaffte aber immerhin den Sprung auf das Podium. «Ich wollte wenigstens die Etappe gewinnen. Aber die Tour de France hat zu viel Kraft gekostet», sagte der Profi vom Team Discovery Channel, das sich zum Saisonende zurückziehen wird. Für 2008 wird Leipheimer mit dem belgischen Lotto-Team in Verbindung gebracht.
Einer der Favoriten auf den Tagessieg, der frühere deutsche Zeitfahrmeister Sebastian Lang vom Team Gerolsteiner, büßte durch einen Sturz kurz nach dem Start alle Chancen ein. Der Erfurter rutschte weg, raste in einer Kurve in ein Absperrgitter, konnte seine Fahrt aber fortsetzen. Doch an einen Sieg war nicht mehr zu denken. Nach einer Fersenverletzung fasste Lang erst wieder langsam Tritt und nutzte die Deutschland-Tour auch zur Vorbereitung auf die Weltmeisterschaften in fünfeinhalb Wochen in Stuttgart. Bei seinem Sturz in Fürth erlitt er Hautabschürfungen.
«Ich habe heute Morgen den Kurs noch Mal abgefahren und ich konnte mir die Strecke perfekt einteilen. Ich habe schon früh vor mir Garcia gesehen, so dass ich wusste, von dem droht mir keine Gefahr. Der Motorrad-Polizist vor mir auf der Strecke hat die Leute am Streckenrand zum Jubeln animiert. Diese Tour mit einem Etappensieg quasi abzuschließen ist ein wunderschönes Gefühl», sagte der mutmaßliche Gesamtsieger Voigt, der auch im vergangenen Jahr das Zeitfahren bei der Deutschland-Tour am vorletzten Tag vor Bodrogi gewonnen hatte.
Anders als im Vorjahr will Voigt mit seinem Erfolg, der auch Zweifler auf den Plan rief, nachdem er in Sölden wie ein Hochgebirgs- Spezialist den 2671 Meter hohen Rettenbachferner regelrecht hochflog und dabei sogar die Zeit Leipheimers von 2005 unterbot, offensiv umgehen: «Ich habe keine Lust mehr mich zu rechtfertigen. Im letzten Jahr habe ich noch versucht, den Sieg klein zu reden, dazu habe ich keine Lust mehr. Ich bin einfach ein guter Radfahrer und habe in der Vorbereitung alles richtig gemacht. Ich habe nach der Tour de France weiter wie ein Mönch gelebt.»