Hagen (rad-net) - Die Ankündigung der Velon Group und Infront Sports & Media, die «Hammer Series» noch in diesem Sommer zu starten, hat in der Radsportwelt hohe Wogen geschlagen. Während sich die Fans auf rasante und spannende Rennen freuen, wittern viele eine gewollte Konfrontation mit dem Weltradsportverband (UCI) und den großen Rennveranstaltern.
Insbesondere die Amaury Sport Organisation (A.S.O.) könnte sich auf den Schlips getreten fühlen, da das von ihr veranstaltete Critérium du Dauphiné terminlich mit der neuen Rennserie kollidiert. Velon-CEO Graham Bartlett gab sogar an, in Zukunft acht bis zehn Rennen pro Saison stattfinden zu lassen. Der Konflikt mit den Rennveranstaltern schein angesichts des ohnehin prall gefüllten Rennkalenders also nicht ganz unbeabsichtigt. Infront ist Teil der mächtigen chinesischen Wanda Group, die den beherrschenden Konzernen A.S.O., RCS Sport und Flanders Classics nun offenbar den Kampf ansagt. Die Wanda Group hat mit der Tour of Guangxi bereits wieder ein WorldTour-Rennen nach China geholt.
Barlett will die «Hammer Series» jedoch nicht als reinen Affront verstanden wissen. Diese sei eher Bereicherung denn Verdrängung. «Die Radsportsaison wird nicht nur aus der Hammer Series bestehen – das ist Unsinn. Eine volle Saison wird immer Grand Tours und Monumente beinhalten. Wenn man sich andere Sportarten anschaut, sieht man jedoch, dass Veränderungen durchaus Verbesserungen darstellen können. Man sehe sich z.B. das Tennis-Masters an. Die Leute dachten zunächst, dass es die Grand Slams abwerten würde – doch es komplimentiert diese. Wir wollen die Klassiker und Monumente nicht ersetzen, das sind brillante Rennen. Wir denken, dass da noch Platz für anderes ist, das das bereits Bestehende ergänzt», so Barlett.
Finanziert werden soll die Serie nicht nur von geneigten Geldgebern wie Infront, sondern auch durch Eintrittsgelder. Die WorldTour-Teams – zehn davon gehört die Velon Group (BMC, Cannondale-Drapac, Lotto-Soudal, Orica-Scott, Quick-Step-Floors, LottoNL-Jumbo, Team Sunweb, Team Sky, Trek-Segafredo, UAE-Emirates) – erhoffen sich damit möglicherweise auch eine Reduzierung der totalen Abhängigkeit von Sponsorengeldern, um ihre Position gegenüber den Rennveranstaltern zu stärken.
«Warum nicht? Das sehen wir ohnehin schon bei vielen Rennen. Man kann nicht im Zielbereich bei der Flandernrundfahrt stehen, ohne ein Ticket zu kaufen. Dasselbe gilt für die Schlussetappe der Tour de France. Wir glauben, dass beides möglich ist. Es wird immer auch Möglichkeiten geben, die Serie umsonst im Fernsehen und an der Straße zu verfolgen. So sollte der Radsport doch auch sein: Er sollte Kraft aus seiner einzigartigen Tradition ziehen, aber diese darf ihn nicht in seiner Entwicklung aufhalten», meint der Velon-CEO.
Velon und Infront starten «Hammer Series» in diesem Sommer...