Chianciano (rad-net) - Heute findet der Auftakt des Giro d'Italia Donne statt. Annemiek van Vleuten gewann die Rundfahrt im vergangenen Jahr und ist auch für 2023 eine der Favoritinnen.
Allerdings hatte die Weltmeisterin einen schweren Start in die Saison, die ihre letzte als aktive Rennfahrerin sein wird. Aber nachdem sie im Mai die Vuelta Femenina gewonnen und in einem Höhentrainingslager «ihre Batterien wieder aufgeladen» hat, blickt sie optimistisch auf die Italien-Rundfahrt. Sie will zum vierten Mal triumphieren.
«Ich hatte viel Spaß bei der Vuelta – nach einer Enttäuschung im Frühjahr, und ja, ich bin wieder zurück und wieder mittendrin. Es gab mir viel Energie, das zu spüren», sagte die Movistar-Rennfahrerin bei einer Pressekonferenz vorm Giro-Start. Mit diesem Gefühl sei sie dann ins Höhentrainingslager gegegangen. «Es hat sich nicht wie ein Trainingslager angefühlt, und das sind normalerweise die, in denen ich die besten Ergebnisse erziele. Ich tanke wirklich neue Energie. Und das ist es, was man braucht für solch intensive Rennperioden, die vor uns liegen.»
Der Giro d'Italia ist für die 40-Jährige ein besonderes Rennen, denn die Organisatoren seien eine der ersten gewesen, die die Fahrerinnen «wirklich ernst» nahmen. Bei ihrem ersten Start im Jahr 2010 endete das Rennen auf dem Stilfser Joch – einem der härtesten Anstiege, die die Frauen bis dahin bewältigt hatten. «Vielleicht habe ich mich deshalb in den Giro verliebt. In diesem Moment dachten sie nicht: ‚Oh, vielleicht schafft es nicht jede, oder es ist so traurig für einige Mädchen, dass sie es vielleicht nicht schaffen‘ – nein, sie haben uns ernst genommen. Wir hatten auch Zieleinläufe auf dem Mortirolo.»
Allerdings weist die verspätet angekündigte Route dieses Jahr keinen der zahlreichen berühmten Anstiege auf, die italienische Radsportgeschichte geschrieben haben – nur den Passo del Lupo (10,1 km mit 8,4 %) auf der fünften Etappe und einige kürzere Anstiege auf den Etappen sechs, sieben und acht. Van Vleuten sagt, dass es ohne die großen Anstiege schwer sein wird, einen Unterschied zu machen, «denn der superschwere Passo del Lupo ist wirklich früh im Rennen – nach 15 Kilometern geht es los. Leute, die mich kennen, wissen, dass das etwas ist, was mir nicht wirklich Angst macht.»
Von der diesjährigen Strecke zeigte sich die Niederländerin etwas enttäuscht, zumal auch die Etappen relativ kurz sind. Los geht es mit einem 4,4 Kilometer langen Auftaktzeitfahren. Im weiteren Verlauf folgen nur drei Etappen über 125 Kilometer. Die maximale durchschnittliche Distanz für WorldTour-Rennen der Frauen beträgt 140 Kilometer, und der Giro liegt mit durchschnittlich 103 Kilometern weit darunter. Van Vleuten hofft, dass das Rennen, wenn RCS Sport in der nächsten Saison die Organisation übernimmt, länger wird.
Dennoch rechnet sich 2023 mit einer hart umkämpften Rundfahrt, insbesondere mit starken Konkurrenzteams wie SD Worx und Lidl-Trek mit Elisa Longo Borghini und Gaia Realini sowie Canyon-Sram mit Chloé Dygert. Sie gibt zu, dass es für ihr Movistar-Team schwierig sein wird, das Rennen ohne eine große Bergetappe zu kontrollieren, sagt aber, dass es nicht viel anders sei als 2022, als sie auf der vierten Etappe einen Anstieg der Kategorie 2 in Angriff nahm und einen Vorsprung von 4:51 auf alle außer Mavi García und Marta Cavalli herausholte.
Zum Aufgebot des Movistar-Teams für den Giro gehört, wie auch schon in Spanien, auch die Deutsche Meisterin Liane Lippert. Überhaupt bestreiten neben den beiden Frauen drei weitere Fahrerinnen den Giro, die sie auch schon bei der Vuelta erfolgreich unterstützt haben. «Ich denke, alle sind hier mit einem guten Fitnessniveau und bereit für das Rennen», sagte Van Vleuten.