Arnheim (rad-net) - Die letzte Etappe der Simac Ladies Tour war auch das letzte Rennen in der Profikarriere von Annemiek van Vleuten (Movistar). Nach 16 Saisons beendet die Niederländerin nun ihre aktive Laufbahn. In dieser Zeit wurde sie viermal Weltmeisterin und sie gewann viermal den Giro d'Italia Donne, dreimal die Vuelta der Frauen, die Neuauflage der Tour de France Femmes, zweimal Strade Bianche Donne, zweimal Lüttich Bastogne-Lüttich und zweimal die Flandern-Rundfahrt. Und das sind nur einige wenige ihrer herausragenden Erfolge.
Für Van Vleuten war es ein emotionaler Abschied. «Überall waren Leute am Straßenrand und ich hatte in der letzten Runde eine Gänsehaut. Bei einem Rennen hält man normalerweise den Kopf gesenkt und schaut nicht in die Menge. Jetzt, wo ich wusste, dass ich nie wieder ein Rennen fahren würde, habe ich mir die Zeit genommen, die letzten Kilometer so gut wie möglich zu genießen», sagte Van Vleuten nach der Etappe.
Während des gesamten Rennens war die 40-Jährige gelegentlich dabei zu sehen, wie sie den Fans zuwinkte, die entlang der Rennstrecke Schilder oder Plakate hochhielten. Nachdem Van Vleuten unter tosendem Applaus direkt hinter dem Peloton die Ziellinie überquert hatte, blieb sie dort stehen, wo ihre Mutter, ihre Schwester und ihr Fanclub im Zielbereich warteten, und wurde dort mit «Annemiek bedankt!» (Annemiek, Danke!») begrüßt.
Auf dem Podium hielten die Bürgermeister von Arnheim, der Gastgeberstadt der letzten Etappe, und von Van Vleutens Heimatstadt Wageningen Reden, bevor Loes Gunnewijk, früher selbst Profi-Radsportlerin und jetzt niederländische Nationaltrainerin das Mikrofon übernahm. «Es begann mit den Weltmeisterschaften in Geelong [im Jahr 2010], wo wir beide zur Unterstützung von Marianne Vos fuhren, und Du hast Dich zu einem großartigen Champion entwickelt, viele Titel gewonnen - Welt-, Olympia- und Europameistertitel. Wenn ich alles aufzählen würde, wäre ich bis morgen beschäftigt. Und oft mit einer besonderen Geschichte - Freude und Trauer konnten nah beieinander liegen.» Dabei erinnerte Gunnewijk beispielsweise an die Mixed-Staffel bei der WM vergangenes Jahr, bei der Van Vleuten direkt nach dem Start stürzte. Im folgenden WM-Straßenrennen triumphierte sie dennoch. «Du hast dich konzentriert und dein Maximum gegeben, und im Finale [...] hast du den letzten Angriff gestartet und bist Weltmeisterin geworden.»
Weiter erklärte Gunnewijk: «Das ist es, was ich an dir am meisten bewundert habe: deine Beharrlichkeit, deine positive Einstellung und dass du die Messlatte jedes Mal höher gelegt hast, für dich selbst, für das Team, für das Peloton. Du hast viel für den Frauenradsport bedeutet.»
Auch in ihrer letzten Saison erlebte Annemiek van Vleuten Höhen und Tiefen. Nach einer vergleichsweise erfolglosen Frühjahrssaison gewann sie die Vuelta Femenina und den Giro d'Italia Donne, konnte dann aber ihren Titel bei der Tour de France Femmes nicht verteidigen und belegte den vierten Gesamtrang. Nachdem Van Vleuten bei den Weltmeisterschaften in Glasgow zur Unterstützung von Demi Vollering gefahren war und selbst immer noch den achten Platz belegte, kündigte sie dann an, dass die Tour of Scandinavia und die Simac Ladies Tour ihre letzten Rennen sein würden. Sie gewann das skandinavische Etappenrennen. Bereits in Norwegen und Dänemark kamen Fahrerinnen zu der vierfachen Weltmeisterin, um ihr für ihre Karriere zu danken, und dies setzte sich auch bei der Simac Ladies Tour fort.
Van Vleuten hatte ihre Karriere 2008 beim Team Vrienden van het Platteland begonnen. Nach Nederland Bloeit, Rabobank, Bigla und Mitchelton-Scott, unterschrieb sie zu Saison 2021 bei Movistar, wo sie die letzten drei Jahre ihrer Karriere verbrachte.
Nach ihrem Ausscheiden aus dem Profi-Radsport sagte Van Vleuten, dass sie sich ein Jahr Zeit nehmen werde, um herauszufinden, was ihre nächsten Schritte sein würden. «Ich werde mir zunächst die Zeit nehmen, darüber nachzudenken, was ich tun möchte. Ihr werdet mich nicht im Begleitfahrzeug als Teamleiter sehen, aber ihr werdet mich sicherlich irgendwo im Sport sehen», sagte sie dem niederländischen Sender NOS.