Ostende (rad-net) - Wout van Aert hat sich am gestrigen Sonntag bei der Cross-Weltmeisterschaft in Ostende (Belgien) mit der Silbermedaille hinter Mathieu van der Poel (Niederlande) zufriedengeben müssen. Der Belgier zeigte sich nach dem Rennen enttäuscht über sich selbst.
Van Aert hatte Van der Poel früh unter Druck gesetzt, ein kleines Loch gerissen und ihn in Zugzwang gebracht, sodass dem Niederländer ein Fahrfehler passierte, der sogar zum Sturz führte. Aber ein Reifenschaden in der dritten Runde des Rennens ruinierte seinen WM-Tag. Van Aert konnte den Druck auf seinen Rivalen nicht aufrechterhalten und verlor langsam immer mehr an Boden.
Van Aert beschuldigte sich anschließend selbst, die Jagd nach Regenbogentrikot vor dem Ende des Rennens aufgegeben zu haben. «In den beiden ersten Runden war klar, dass ich super war. Die Reifenpanne hat viel Energie gekostet», sagte Van Aert kurz nach dem Rennen im «Sporza»-Studio in Ostende. «Bei den Weltmeisterschaften muss alles für dich laufen. Das einzige, wofür ich mich beschuldigen kann, ist, dass ich den Mut verloren habe. Aus irgendeinem Grund konnte ich nach dem Platten nicht mehr alles geben. Mental bin ich zusammengebrochen. Das ist nichts, woran ich gewöhnt bin, und ich bin darüber enttäuscht.»
Die Reifenpanne habe ihn viel Kraft gekostet. Und der 26-Jährige berichtete weiter: «Ich habe mich nicht so gewehrt, wie ich es normalerweise kann. Ich wurde entmutigt. Ich bin enttäuscht.»
Van Aert erklärte, dass ein Duell zwischen ihm und Mathieu van der Poel oft durch Details entschieden wird und wer den ersten Schlag austeilt. «Mathieu und ich liegen eng beieinander. Wenn einer einen Bonus gegenüber dem anderen erhält, ist dies ein großer Vorteil, wie wir bereits mehrfach gesehen haben. Wenn man vorne ist, ist es kein Drama, kleine Fehler zu machen. Ich hatte die Kontrolle und die Situation, die ich haben wollte. Der Reifenschaden hat meine Chancen ruiniert.» Zwar passierte Van der Poel mit seinem Sturz in der zweiten Runde ein großer Fehler, doch den konnte er durch Van Aerts Reifendefekt wieder ausbügeln.
Der Profi von Jumbo-Visma habe den Reifenschaden bemerkt, als er in der dritten von acht Runden am zweiten Boxenbereich vorbeifuhr. Da war es aber bereits zu spät, um noch für einen Radwechsel in die Box zu fahren. «Der Reifen hat langsam an Druck verloren. Ich glaube, ich habe eine halbe Minute durch die Reifenpanne verloren.» Er kämpfte sich in den darauffolgenden beiden Runden wieder etwas näher an seinen Kontrahenten an der Spitze heran, doch überzog dabei offenbar. «Ich bin fast zurückgekommen. Mit der Zeit kam ich sehr nahe und dann sprengte ich meinen Motor. Im Laufabschnitt habe ich das Limit überschritten, um näher zu kommen. In den folgenden Sandabschnitten musste ich zweimal laufen und dann war das Spiel vorbei», sagte der Silbermedaillengewinner, der darüber grübelte, ob er sich etwas mehr Zeit hätte nehmen sollen, um wieder aufzuschließen, «weil ich an der Brücke völlig tot war. In meinem Kopf dachte ich, wenn Mathieu 15 Sekunden hat, kommst du auf 13 zurück, dann auf 16... kommst du nicht zurück. Dann hat er die Kontrolle, die ich vor dem Defekt hatte.»
«Ich bin sehr enttäuscht, aber offensichtlich ist Mathieu der verdiente Champion: Die Hälfte des Rennens fuhr er fehlerfrei und ich bin nicht näher gekommen, daher gibt es nichts, was man herunterspielen könnte», so Van Aert, der sich nun auf die Straßensaison konzentrieren will. «Das ist das Schöne am Radfahren. Es gibt immer ein anderes Rennen. Ich werde mich eine Woche lang erholen und dann an zukünftigen Zielen arbeiten. Nächstes Jahr gibt es wieder Cyclo-Cross, und dann werde ich es erneut versuchen.»