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UCI-Präsident Pat McQuaid am Abend in Stuttgart. Foto: rad-net
26.09.2007 19:00
Valverde, Di Luca und Bettini dürfen starten

Stuttgart (rad-net/dpa) - Vor den sportlichen Entscheidungen stehen auch bei der Rad-Weltmeisterschaft die Entscheidungen der Gerichte. Alejandro Valverde, Danilo Di Luca und Paolo Bettini dürfen an den Weltmeisterschaften teilnehmen. Das teilte UCI-Präsident Pat McQuaid am Abend in Stuttgart mit. Gegen Weltmeister Bettini gibt es derweil neue Anschuldigungen: Nach ZDF-Informationen soll Weltmeister Paolo Bettini Lieferant von Dopingmitteln für den ehemaligen T-Mobile-Profi Patrik Sinkewitz gewesen sein.

Gegen den Start des Doping-verdächtigen Giro-Siegers Danilo di Luca und eine Teilnahme Bettinis will die Stadt Stuttgart klagen. Zudem lasten das Justiz-Verfahren des Australiers Alan Davis, der mit dem spanischen Doping-Arzt Eufemiano Fuentes zusammengearbeitet haben sollen, auf den Titelkämpfen. Sie erhielten durch Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble einen weiteren Dämpfer: Der CDU-Politiker fror den Bundeszuschuss für die WM in Höhe von 150 000 Euro vorerst ein.

Dagegen darf der Spanier Alejandro Valverde bei der WM in Stuttgart an den Start gehen. Der Radsport-Weltverband UCI scheiterte vor dem Internationalen Gerichtshof CAS in Lausanne mit dem geforderten Start-Verbot, teilte UCI-Präsident Pat McQuaid in Stuttgart mit. «Wir akzeptieren den Richterspruch - Valverde darf starten», sagte der Ire.

«Im Vorfeld der Radsport-WM war allen beteiligten Partnern klar, dass diese WM ein Neuanfang sein muss. Wenn sich nun ein Fahrer weigert, die Erklärung zu unterzeichnen, und trotzdem vom Weltverband eine Starterlaubnis erhalten sollte, ist die Glaubwürdigkeit des gemeinsamen Kampfes gegen das Doping im Radsport zerstört», sagte Schäuble mit Blick auf Bettini, dessen Unterschrift unter die UCI-Erklärung Rätsel aufgibt. «Bis zur Klärung des Sachverhalts wird der Bundeszuschuss in Höhe von 150 000 Euro für die Durchführung der WM eingefroren», sagte Schäuble.

Um die Ehrenerklärung von Bettini gab es große Verwirrung: Für den Weltverband UCI sei die Unterschrift nicht nötig für die Startberechtigung, argumentierte UCI-Sprecher Enrico Carpani. Währenddessen drohte Sport-Bürgermeisterin Susanne Eisenmann als Chefin des WM-Organisationskomitees der UCI mit Klage, wenn sie Bettini ohne Unterschrift starten lasse. Inzwischen erklärte dessen Anwalt Guido Marangoni, dass sein Mandant bereits am 10. Juli bei der UCI eine für die WM gültig Ehrenerklärung unterzeichnet habe.

Diese wird aber von der UCI nicht anerkannt, weil sie laut Carpani nicht der geforderten Form entspreche. «Die Unterschriften der Fahrer sind zwar zu begrüßen, aber nicht bindend. Genauso waren sie aus UCI-Sicht nicht vor der Tour bindend. Trotzdem hatten alle Fahrer unterschrieben, weil die Tour-Organisatoren sonst einen Start verweigert hätten. Das können die deutschen Veranstalter der WM in Stuttgart nicht», sagte Carpani.

Unterdessen teilte das ZDF mit, dass Bettini Sinkewitz mit dem Dopingmittel «Testogel» versorgt habe. Das Testosteron-Präparat hatte der Hesse in der Vorbereitung auf die Tour de France benutzt. Dies gehe aus einer Protokollnotiz hervor, die dem Sender vorliege. Sinkewitz-Anwalt Michael Lehner (Heidelberg) erklärte, dass sein Mandant keinerlei Angaben über Bettini gemacht habe. Das bestätigte auch der Pressesprecher des Bettini-Rennstalls Quick Step, Allessandro Tegner, nach einem Telefonat mit dem Weltmeister.

Sinkewitz und Bettini waren gemeinsam Teammitglieder der Profimannschaften Mapei und Quick Step, bevor Sinkewitz 2005 zu T- Mobile wechselte. Die Bonner entließen den während der diesjährigen Tour des Dopings überführten Sinkewitz, nachdem er im August auf die Öffnung der B-Probe verzichtet hatte. Sinkewitz, der wie der geständige Jörg Jaksche von Rechtsanwalt Lehner vertreten wird, will am 26. Oktober vor der Staatsanwaltschaft Bonn aussagen.

Die Ausrichter-Stadt Stuttgart will per Einstweiliger Verfügung einen Start Bettinis verhindern, sofern er nicht die offizielle Ehrenerklärung für einen sauberen Sport unterzeichnet. Der WM-Veranstalter fürchtet einen Rückzug von Sponsoren und Fernseh-Sendern und bezifferte den möglichen finanziellen Schaden auf eine Million Euro. Diese Summe wäre Gegenstand einer eventuellen Schadenersatzklage gegen die UCI.

Nach all den Negativ-Schlagzeilen wollte das übertragende ZDF einen WM-Ausstieg nicht mehr ausschließen. «Wenn diese zweifelhaften Vorgänge nicht eindeutig geklärt werden, dann halten wir uns alle Optionen offen. Das schließt den Ausstieg aus der Berichterstattung ebenso ein wie die Art und Weise», drohte ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender unmissverständlich.

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