Berlin (dpa) - Die UCI half Jan Ullrich in den Sattel. Nachdem der Internationale Radsport-Verband dem Essener Rennstall Coast die Lizenz zum Fahren in der ersten Liga der stärksten 30 Teams erteilt hatte, ist der Weg für eine Unterschrift des 29-jährigen Olympiasiegers frei.
«Am Dienstag oder Mittwoch werden wir unterschreiben», sagte der ehemalige Telekom-Teamchef Rudy Pevenage, der bekanntlich bei den Bonnern kündigte, um Ullrich zukünftig weiter begleiten zu können. Auch die Hauptperson des enervierenden Vertragspokers über Monate atmete auf. «Ich freue mich, dass Coast die Lizenz erhalten hat und endlich ein bisschen Ruhe einkehren wird», erklärte der wegen seines positiven Doping-Befundes vom Juni noch bis 23. März 2003 gesperrte Ullrich. Eine Tag nach Ablauf der Sperre soll der Toursieger von 1997 bei der Katalanischen Woche in Spanien wieder ins Renngeschehen eingreifen, wenn sein Trainingsaufbau nach zwei Knie-Operationen weiter positiv verläuft.
Das UCI-Council hatte am 10. Januar in Aigle/Schweiz Coast den GS I-Status bestätigt und damit die finanzielle Saisonplanung der Mannschaft sanktioniert. Das bestätigte der zuständige UCI-Sprecher Alain Rumpf. Telekom und Gerolsteiner hatten die Lizenz bereits am 20. Dezember erhalten. Allerdings soll Coast seine hinterlegte Bankbürgschaft (drei Monatsgehälter für alle Beschäftigten inklusive Fahrer) erhöhen, wie der Internetanbieter «Radsport-News» meldete. Damit reagierte die UCI wahrscheinlich auf angebliche Unregelmäßigkeiten des Coast-Teams in der Vergangenheit. Vier ehemalige Fahrer fordern noch Geld.
Die Nachprüfung durch die UCI war nötig geworden, nachdem Coast die Unterlagen zu knapp vor dem eigentlichen Stichtag 20. Dezember 2002 eingereicht hatte. Das von dem Mode-Fachhändler Günther Dahms gesponserte Team aus Nordrhein-Westfalen soll dem Vernehmen nach rund sieben Millionen Euro für Ullrich, Pevenage und den früheren Gerolsteiner-Profi Tobias Steinhauser (Scheidegg) bezahlen. Ein Co-Sponsor soll bereit stehen - er will sich zusammen mit Ullrich der Öffentlichkeit am kommenden Mittwoch um 11.00 Uhr im Essener Casino Zollverein präsentieren. «Wir heißen aber weiter Coast», sagte Teamsprecher Marcel Wüst am Samstag.
Nach seinem positiven Doping-Befund und der anschließenden Bestrafung durch das Sportgericht des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) hatte das Telekom-Team Ullrichs Vertrag Ende Juli 2002 gekündigt. Ein neues, modifiziertes Angebot hatte der 29-Jährige nicht angenommen. Lange schien der dänische Rennstall seines ehemaligen Team-Kollegen Bjarne Riis seine bevorzugte neue Anlaufstelle für das geplante Comeback. Aber der Transfer scheiterte vor allem aus finanziellen Gründen. Danach avancierte Coast zum neuen Ullrich-Favoriten.
Der zweifache Zeitfahr-Weltmeister trainiert seit November vorsichtig für sein angestrebtes Comeback. Ab kommenden Donnerstag soll er zusammen mit seinem neuen Team ins Trainingslager nach Gandia/Spanien fahren. «Wir bleiben aber nur neun Tage. Jan wird individuell trainieren, weil er natürlich noch nicht so weit wie die anderen ist», sagte Pevenage.
Zusammen mit dem Vuelta-Sieger von 2001, Luis-Angel Casero, dem Deutschland-Tour-Gewinner David Plaza, Aitor Garmendia (alle Spanien), dem zweifachen Tour-Zweiten Alex Zülle (Schweiz) und Ullrich dürfte Coast im Juli eine starkes Team für die erstmalige Teilnahme an der Tour de France stellen können.