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08.12.2002 11:19
Ullrich-Kenner Pevenage: «Jan geht zu Riis»

Berlin (dpa) - CSC aus Dänemark, Saeco und Mercatone Uno aus Italien, neuerdings Kelme aus Spanien und Coast aus Essen: Die Schlange der angeblich oder tatsächlich interessierten Teams an Deutschlands begehrtestem Arbeitslosen wird immer länger. Trotzdem wollte bisher keiner in die Risiko-Aktie Jan Ullrich investieren.

Erstens, weil die Aussichten auf einen Kurs-Anstieg bei dem bis 23. März 2003 gesperrten Olympiasieger nach zwei Knie-Operationen und bisher bekannten Motivations-Problemen alles andere als sicher sind. Zweitens, weil sich die Kosten in Schwindel erregender Höhe bewegen.

«Rund fünf Millionen Euro für zwei Jahre», bezifferte ein Insider der Vertragverhältnisse aus Telekom-Zeiten den Bedarf Ullrichs und seines neuen Adjutanten im Schlepptau, Tobias Steinhauser von Gerolsteiner. Angesichts der Wirtschaftslage und der ungewissen Chancen auf Erfolg könne das im Moment «keinem Unternehmen schmackhaft gemacht» werden. Finanzielle Abstriche will Ullrich dagegen noch nicht hinnehmen, obwohl er immer wieder betonte, bei seinem Comeback ginge es ihm in letzter Linie nicht ums Geld.

«Er wird noch ein bisschen warten, ob Bjarne Riis einen Sponsor findet. Wenn nicht, sollte er zur Not erst einmal für weniger Geld bei CSC unterschreiben. Wenn die Leistung kommt, finden sich auch wieder Sponsoren im Handumdrehen», riet ihm am Wochenende sein früherer Teamchef Rudy Pevenage von Telekom, der überzeugt ist, dass Ullrich 2003 für das CSC-Team von Riis fährt. Die anderen Offerten seien laut Pevenage kaum ernst zu nehmen.

Riis, zurzeit mit seinem Team in einem ersten Trainingslager auf Lanzarote, bemängelte derzeit die nicht vorhandene Flexibilität Ullrichs bei der Gehaltsfrage. Ein Entgegenkommen sei «anscheinend nicht möglich», sagte der Ullrich-Vorgänger als Toursieger in einem Interview mit dem Internet-Anbieter Sport1. Das CSC-Team wird am 28. Dezember in Riis' Heimatstadt Herning präsentiert.

Ullrichs Manager und Verhandlungsführer Wolfgang Strohband hatte vor Wochen eine «Hausnummer» genannt, die bisher alle verschreckte: Eine Million Euro pro Saison würde für eine Unterschrift des Rekonvaleszenten nicht reichen. Auch wenn alle Stränge reißen: Strohband schloss eine mögliche Rückkehr zum Telekom-Team aus: «Dieses Thema ist abgehakt.»

Unberührt von solchen Querelen hat währenddessen Ullrichs alter Rivale Lance Armstrong (USA) mit einem Großteil seines US-Postal- Teams ein erstes Trainingslager in Austin/Texas bezogen. Der 31- Jährige bereitet ganz in Ruhe seinen fünften Toursieg in Folge vor.


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