Kapstadt (dpa) - Jan Ullrich ist guter Hoffnung. Am Kap in Südafrika macht der 31-jährige T-Mobile-Kapitän im Hinblick auf die kommende Radsaison sogar Überstunden.
«Das Training läuft bei 30 bis 35 Grad optimal. Ich verlängere meinen Aufenthalt hier bis 29. Dezember, um so die zu Beginn wegen meiner Erkältung verlorene Woche wieder aufzuholen und den Abstand zum Beginn des nächsten Trainingslagers Anfang Januar in Mallorca geringer zu halten», sagte Ullrich, der zusammen mit seinem Übungspartner und Team-Kollegen Andreas Klöden auf Weihnachten mit der Familie verzichtete.
«Ich habe seine Entscheidung, in Südafrika zu verlängern, sehr begrüßt. Jan fährt bis zu fünf Stunden am Tag. Sein Gewicht stimmt für die Jahreszeit, und er fühlt sich wohl. Wenn er zurückkommt, wird er die ersten 2500 km in den Beinen haben», sagte sein Betreuer Rudy Pevenage, der auf einen Südafrika-Trip verzichtete und Ullrichs Fernsteurung von Geraardsbergen aus übernahm. Der 51-jährige Belgier wird seinen Schützling beim am 8. Januar beginnenden T-Mobile-Trainingslager auf Mallorca in Augenschein nehmen.
Während Ullrich offensichtlich stolperfrei die erste Phase seiner Saison-Vorbereitung in Angriff genommen hat, verdichten sich die Anzeichen, dass sein Dauer-Rivale Lance Armstrong nicht zur kommenden Tour de France antreten wird. Nach dem ersten Trainingslager mit seinem Team unter dem neuen Schirmherrn und Geldgeber Discovery Channel in seiner Heimatstadt Austin/Texas bestätigte sein Mannschaftsleiter und Mentor Johan Bruyneel, dass der Rekordsieger nicht die Tour of Georgia bestreiten werde. Bisher galt die lokale Rundfahrt als wichtiger Tour-Test, bei dem Armstrong 2004 die Saisonsiege zwei, drei und vier einfuhr und Selbstvertrauen tankte.
Armstrong will erst im Mai verbindlich bekannt geben, ob er 2005 seinen siebten Tour-Sieg anpeilen wird oder nicht. Frankreich gilt für den Texaner, der in der kommenden Saison die belgischen Klassiker mit mehr Engagement und Ambitionen als bisher bestreiten will, fast als vermintes Terrain. Er ist bei den Fans nicht besonders wohl gelitten und immer mehr scheint er den Eindruck zu bekommen, dass die bisher veröffentlichten Doping-Verdächtigungen gegen ihn mit immer weiter gesteigertem Ehrgeiz unbedingt belegt werden sollen.
Ein möglicher Tour-Sieg ohne den großen Rivalen Armstrong hätte für Ullrich minderen Wert. Daran hat der Wahl-Schweizer aus Rostock, der vom US-Star bei der Tour bisher vier Mal bezwungen wurde, nie einen Zweifel gelassen. Als besonderen Anreiz im Training will sich Ullrich den Armstrong-Start am 2. Juli 2005 bewahren: «Ich gehe davon aus, dass er wieder dabei ist.» Ullrichs rechte Hand Pevenage glaubt nicht daran.