Berlin (dpa) - Jan Ullrich nannte auf seiner Homepage erstmals selbst eine Frist: In der kommenden Woche ist demnach mit seiner Vertragunterschrift nach Monate langem Poker zu rechnen.
«In den nächsten Tagen entscheide ich, mit welchem Team ich im nächsten Jahr angreifen werde», schrieb Ullrich, der mit seiner Familie nach der Richtungsbestimmung für seine sportliche Zukunft in Kurz-Urlaub fahren wird. Anfang November will der 29-jährige Olympiasieger bereits mit den Vorbereitungen für die Saison 2004 beginnen, in der der er Lance Armstrong (USA) im vierten Anlauf endlich vom Thron der Tour de France stoßen will.
Drei, eventuell vier Möglichkeiten stehen Ullrich zur Auswahl. Die «Bild am Sonntag» brachte mit dem Telekommunikations-Riesen Vodafone eine neue Variante ins Spiel, nachdem die Zeitung schon den angeblich perfekten Wechsel Ullrichs zum alten Arbeitgeber Telekom gemeldet hatte. Vodafone soll mit der spanischen Once- Mannschaft zusammengehen und um Ullrich buhlen. Neben dieser Offerte und der bekannten von Telekom bzw. T-Mobile bemüht sich sein bisheriges Team Bianchi weiter um die Dienste Ullrichs.
Der italienische Fahrrad-Produzent hat theoretisch zwei Möglichkeiten, mit potenten Partnern weiter zu machen. Ein Mal steht weiter eine mögliche Fusion mit dem italienischen Team Saeco im Raum, außerdem bemüht sich die Regional-Regierung Mallorcas zusammen mit dem spanischen Once-Konkurrenten iBanesto um den Bianchi-Kapitän. «Mein Manager Wolfgang Strohband und ich führten in den letzten Tagen mit allen Interessenten gute Gespräche. Jetzt denken wir darüber nach, welches Team das Beste für mich ist», erklärte der in der Schweiz wohnende fünffache Tour-Zweite und Toursieger von 1997.
Auf seiner Homepage wies Ullrich noch ein Mal den Vorwurf Lance Armstrongs in seinem jüngst erschienenen Buch («Jede Sekunde zählt») zurück, er habe in der Tour-entscheidenden Szene nach Luz Ardiden nicht auf den gestürzten Texaner gewartet. Armstrong hatte behauptet, sein früherer Team-Kollege Tyler Hamilton (USA) hätte Ullrich und andere erst ausdrücklich an den Ehrenkodex erinnern müssen. «Die Fernsehbilder sprechen für sich. Ich würde immer wieder so handeln. Gerade in unserem harten Sport muss Fairness ganz groß geschrieben werden», schrieb Ullrich, der für sein Handeln nach der Tour mit dem Fairness-Preis der Deutschen Olympischen Gesellschaft ausgezeichnet worden war.