Karpacz/Bonn (dpa) - Beim T-Mobile-Team überschlagen sich hinter den Kulissen die Ereignisse: Jan Ullrich hat klammheimlich seine Saison beendet und sein Betreuer Rudy Pevenage soll wieder Teamchef werden.
«Es gab Gespräche in dieser Richtung und es gibt in der kommenden Woche weitere Unterredungen über meine zukünftigen Kompetenzen», sagte Pevenage der dpa und bestätigte damit einen Bericht der «Bild am Sonntag». Der 52-Jährige soll nach dem Renteneintritt seines Intimfeindes Walter Godefroot auf seinen alten Posten zurückkehren. Die vergangenen zwei Jahre war der Belgier an der Seite Ullrichs als «persönlicher Betreuer» eher geduldet als besonders gerne gesehen.
«Wenn es so kommt, wäre es für Jan sicher das Beste. Die ganzen Querelen haben ihn schon gestört. Er braucht Ruhe und ein Team, das hundertprozentig hinter ihm steht, damit er die Tour de France noch einmal gewinnen kann», sagte Pevenage. Der bisherige Teamchef Mario Kummer soll ins Management an die Seite des Godefroot-Nachfolgers Olaf Ludwig rücken.
Ullrich, der eigentlich am 2. Oktober noch die Meisterschaft von Zürich fahren wollte, hat seine Saison beendet, genau wie sein Team-Kollege Andreas Klöden. «Gegen die Fahrer, die von der Vuelta und aus der WM kommen, hätte Jan sowieso keine Chance gehabt. Da hat es keinen Zweck, sich im Training jetzt noch zu quälen», sagte Pevenage, der ankündigte, dass der Toursieger von 1997 für die Saison 2006 wahrscheinlich früher mit dem Training beginnen werde.
Ullrich, der in diesem Jahr erst im April in den Wettkampf bei der Sarthe-Rundfahrt einstieg, blickt auf eine an Erfolgen gemessen sehr durchwachsene Saison zurück: Bei seinem Saisonhöhepunkt, der Tour de France, war er - gehandicapt durch zwei Stürze - erneut an Lance Armstrong gescheitert und hatte den dritten Platz belegt. Davor hatte der 31-jährige das Zeitfahren der Tour de Suisse gewonnen und danach den Kampf gegen die Uhr bei der Deutschland-Rundfahrt. Am 19. September bestreitet Ullrich ein 70 Kilometer-Hobby-Rennen der Medical-Park-Kliniken Bad Wiessee.