London (dpa) - Die außerordentliche Karriere des zu Jahresbeginn zurückgetretenen Ex-Tour- und Olympiasiegers Sir Bradley Wiggins erscheint in immer dunklerem Licht.
Die Britische Anti-Doping-Agentur UKAD hat dem Rennstall Sky, dessen Manager Dave Brailsford und dem von der Queen zum Ritter geschlagenen Wiggins schwere Vorwürfe gemacht. Bei der Untersuchung möglicher Doping-Verstöße habe das Renommier-Team, das seit 2012 mit einer Unterbrechung zuletzt immer den Sieger der Tour de France stellte, zumindest «Verschleierung» betrieben, sagte die UKAD-Vorstandsvorsitzende Nicole Sapstead.
Der frühere Sky-Teamarzt Robert Freeman war der Ladung vor den Parlamentsausschuss zu Untersuchungen der Unregelmäßigkeiten rund um das 28-Millionen-Euro-Team nicht gefolgt. Deshalb konnte er nicht Stellung nehmen zu mysteriösen Medikamenten-Lieferungen an die Adresse von Wiggins im Jahr 2011. Aufzeichnungen darüber seien bei einem Diebstahl seines Laptops 2014 in Griechenland verloren gegangen.
Sapstead bemängelte, dass auch Dokumentationen von Dopingproben des Ex-Radprofis Wiggins «nicht oder nur stückhaft existieren». Das Team Sky, das unter der Prämisse des sauberen Radsports und diesbezüglich werbewirksam immer Null-Toleranz-Politik propagiert hatte, habe sich nicht kooperativ verhalten: «Vom ersten Moment an gab es eine spürbare Abwehrhaltung gegenüber unseren Bemühungen», sagte sie der britischen Zeitung «Independant».
Die britische «Daily Mail» hatte im Vorjahr ermittelt, dass Wiggins beim Tour-Vorbereitungsrennen «Dauphiné» 2011 eine Medikamenten-Lieferung per Kurier erhalten habe. Dabei habe es sich laut Brailsford angeblich um das harmlose hustenlösende Mittel Fluimucil gehandelt. Es gebe keinerlei Beweise für diese These, erklärte die UKAD-Chefin. Freeman soll auch große Mengen des verschreibungspflichtigen Mittels Triamcinolon bestellt haben.
Das Steroid, das zur Bekämpfung von Asthma, aber auch zur Gewichtsreduzierung eingesetzt wird, hatte Wiggins in den Jahren 2011, 2012 und 2013 aufgrund von Medizinischen Ausnahmegenehmigungen (TUE) des Weltverbandes UCI zu sich genommen.
Das Team Sky hatte am Mittwochabend mit einer schriftlichen Erklärung auf die Vorwürfe reagiert und darin seine bereits bekannten Standpunkte wiederholt: «Team Sky hat vollständig mit der UKAD-Untersuchung zusammengearbeitet, und das werden wir auch weiterhin tun.»
Das Parlamentsmitglied Damian Collins erklärte laut «cyclingnews», dass sich der britische Radsport und das Team Sky «in einer fürchterlichen Situation» bezüglich ihrer Glaubwürdigkeit befänden.