Genf (dpa) - Der Weltverband UCI und der ProTour-Rat der Elite-Teams haben zweieinhalb Wochen vor dem Tour-Start den Weg für eine «saubere» Frankreich-Rundfahrt geebnet.
Alle rund 600 ProTour-Fahrer müssen auf UCI-Geheiß eine Verpflichtung unterzeichnen, Doping-Vergehen zusätzlich zu den üblichen Zeitsperren mit der Zahlung eines Jahresgehalts zu sühnen. Den Profis wird bis zum Tour-Start am 7. Juli in London Zeit gegeben, die Verpflichtung, die allerdings rechtlich auf wackligen Füßen steht, zu unterschreiben. Zusätzlich sollen sich die Fahrer mit ihrer Unterschrift bereit erklären, dass die spanischen Behörden DNA-Proben mit den beim mutmaßlichen Doping-Arzt Eufemiano Fuentes gelagerten Blutbeuteln vergleichen können.
Dieser Regelung stimmten im Anschluss an den Genfer Anti-Doping-Gipfel der UCI die 19 nach dem Ausstieg des US-Teams Discovery Channel noch verbliebenen Chefs der ProTour-Teams zu. Sie einigten sich überraschend einstimmig auf die griffige Formel: Wer die Verpflichtung nicht unterschreibt, darf bei der Tour de France nicht starten. Das bestätigte Hans-Michael Holczer, Manager des Teams Gerolsteiner, der dpa. Diese Empfehlung wird die Tour-Organisation gern akzeptieren. Allerdings erwartet Holczer noch einen «juristischen Hickhack».
Die Discovery Channel-Mannschaft, die im Januar den inzwischen wegen Dopings gesperrten Ivan Basso entgegen des intern gelten Ethik- Codes der Teams verpflichtet hatte, war am Morgen aus der Organisation der Profi-Mannschaften ausgetreten. Wenn das US-Team, das zu einem Drittel dem siebenfachen Tour-Rekordsieger Lance Armstrong gehört, die Verpflichtung nicht unterschreibt, gilt ein Tourstart als unwahrscheinlich.
«Nach meinen Vorstellungen kann es keinen Tourstart geben für die, die nicht unterschreiben», hatte UCI-Präsident Pat McQuaid unmittelbar nach dem Anti-Doping-Gipfel noch vorsichtig erklärt. Der Ire räumte ein, dass der spektakulären UCI-Forderung die juristische Grundlage fehlt. «Fahrer, Sponsoren und die Team-Manager haben Interesse an Null-Toleranz in Doping-Fragen, also müssen sie handeln», sagte McQuaid und kündigte an, die Namen der Unterzeichner im Internet zu veröffentlichen und dadurch öffentlichen Druck auszuüben.
Die UCI schob zunächst den «Schwarzen Peter» an die Chefs der ProTour-Teams weiter. Die wiederum forderten jetzt die Tour- Organisatoren auf zu handeln. «Das ist ein guter Weg für die Zukunft. Das ist ein richtiger Schritt in die richtige Richtung», sagte Luuc Eisenga, der Technische Direktor des T-Mobile-Teams. Der britische Sprinter Mark Cevendish aus dem T-Mobile-Team sowie der Franzose Sandy Casar vom Team Francaise des Jeux unterzeichneten werbewirksam als erste Radprofis die Verpflichtung. «Dahinter muss man stehen, auch wenn sich juristische Fragen stellen», meinte Holczer, der über die Abstimmung der ProTour-Teams «sehr erfreut» war. Er nahm die Formulare der Verpflichtungs-Erklärungen mit zur laufenden Tour de Suisse und will sie an seine Fahrer weiterreichen.
«Ich erkläre auf meine Ehre, vor meiner Mannschaft, meinen Kollegen, der UCI, der Radsport-Familie und dem Publikum, dass ich weder in die Puerto-Affäre, noch in irgendeine andere Doping-Geschichte verwickelt bin, und dass ich keinen Verstoß gegen das Anti-Doping-Reglement der UCI begehen werde. Ich will meine Verpflichtung damit unter Beweis stellen, dass ich zusätzlich zu den Sanktionen des Reglements einen Beitrag für die Doping-Bekämpfung in Höhe meines Jahresgehaltes für 2007 leisten werde, für den Fall, dass ich das Reglement verletze», lautete die entscheidende Passage der geforderten Erklärung.
Nach verschiedenen Angaben sollen 53 bis 58 Radprofis illegal mit Fuentes zusammengearbeitet haben. Die spanischen Justizbehörden sind im Besitz von rund 200 Blutbeuteln zu je 0,5 Liter. Sie haben die ersten 1000 von rund 6000 Seiten der Ermittlungsakten in der Fuentes- Dopingaffäre an die UCI weitergeleitet. «Wir erwarten die nächsten 5000 Seiten in den kommenden Tagen», sagte McQuaid. Die UCI, die in der Affäre als Zivilpartei Zugang zu den Akten erhielt, hat die ersten 1000 Aktenseiten inzwischen studiert. Dabei seien keine neuen Informationen aufgetaucht, erklärte McQuaid, der damit italienischen und spanischen Medien widersprach, es könnten bis zu 50 weitere Fahrer in den Skandal verstrickt sein.