Brüssel/Aigle (rad-net) - Der Weltradsportverband UCI wird ab der kommenden Saison Video-Kommissäre einsetzen, die über strittige Rennsituationen entscheiden sollen. Im Rahmen einer Testphase soll dies zunächst bei den drei großen Landesrundfahrten, den Klassikern Mailand-Sanremo, Flandern-Rundfahrt, Paris-Roubaix und Lüttich-Bastogne-Lüttich sowie der Straßen-Weltmeisterschaft in Innsbruck der Fall sein. Dies berichtet die belgische Tageszeitung «Het Nieuwsblad».
Vier Video-Kommissäre aus Frankreich, Italien, Spanien und Guy Dobbelaere aus Belgien, den «Het Nieuwsblad» befragte, wurden ausgewählt.
«Im Gegensatz zum Video-Schiedsrichter im Fußball, der nur einen Rat gibt, kann der Video-Kommissär im Radsport Entscheidungen treffen und hat eine ebenso starke Stimme wie seine anderen Kommissärs-Kollegen», erklärt Dobbelaere im Interview mit «Het Nieuwsblad». Zudem könne «über die Entscheidung abgestimmt werden. Bei Stimmengleichheit ist die Stimme des Vorsitzenden entscheidend.»
Der Video-Kommissär sitzt in einem mobilen Kontrollraum im Ziel. «Dort kann er alle Bilder sehen, die der Regisseur zur Verfügung hat», so Dobbelaere. Dabei verfolgt der Kommissär nicht nur den Zieleinlauf, sondern beobachtet das ganze Rennen. «Sollte er einen Regelverstoß entdecken, kann er alle verfügbaren Bilder anfordern, um eine Entscheidung treffen zu können. Dann informiert er den Vorsitzenden der Wettbewerbsjury», sagt Dobbelaere. Wenn der Verstoß ernst ist - beispielweise wenn ein Fahrer eine geschlossene Bahnschranke überquert oder sich an ein Auto klammert -, kann er noch während des Rennens ausgeschlossen werden.
Die Anzahl der Kamera-Motorräder soll nicht erhöht werden. Die UCI prüfe aber mit den Fernsehkanälen, ob es möglich ist, mehr Kameras im Zielbereich zu platzieren, so dass ein Sprint aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden kann.
Der Ruf nach einem Video-Kommissär wurde nach dem ungerechtfertigen Ausschluss von Peter Sagan (Bora-hansgrohe) nach der vierten Etappe der Tour de France 2017 laut.