Paris (dpa) - Der internationale Radsport-Verband UCI kämpft um seine schwer angeschlagene Glaubwürdigkeit. Das in Paris vorgestellte Anti-Doping-Programm, das eine Million Euro verschlingt, soll dazu einen Beitrag leisten.
Die neuen Regularien unter dem Motto «100 Prozent gegen Doping» sehen insbesondere vor, die Zahl der unangekündigten Trainingskontrollen zu vervielfachen. Zudem wird von Fahrern ein Blutprofil angelegt, mit dem Anzeichen für Manipulationen festgestellt werden können, bevor es einen positiven Dopingtest gibt.
«Das ist ein gutes Programm. Es wurde erkannt, wo die Defizite liegen. Ich gehe davon aus, dass es ab sofort gilt», sagte Hans-Michael Holczer, Manager des Teams Gerolsteiner, zum Auftakt der 27 ProTour-Rennen beim Prolog von Paris - Nizza. «Einen Schritt in die richtige Richtung», nannte es der französische Sportminister Jean-François Lamour, Vize-Präsident der Welt-Anti- Dopingagentur WADA, bei der Vorstellung durch UCI-Präsident Pat McQuaid. Lob gab es auch von IOC-Präsident Jacques Rogge.
Vor der Präsentation der neuen Anti-Doping-Richtlinien, mit denen die UCI weiter geht als die Verbände anderer Sportarten, betonte der Dachverband noch einmal die «dramatischen Auswirkungen» der Skandale des letzten Jahres. Nach Fuentes-Affäre und dem Dopingfall Floyd Landis zweifelte das Publikum laut McQuaid an der Glaubwürdigkeit, und Sponsoren zogen sich zurück.
An dem Programm sollen sich «alle Teile der Radsportfamilie» beteiligen, auf die Teams würden jeweils 30 000 Euro entfallen, die Veranstalter sollen pro Rennen 1000 Euro auf den Tisch legen. Holczer sieht aber noch gewisse Schwierigkeiten. «Da gibt es noch Diskussionsbedarf, auch wenn die Teams im Grundsatz einig sind. Aber alle haben balancierte Budgets vorgelegt. Wo sollen da jetzt die zusätzlichen Mittel herkommen?», fragte der Teamchef.
Alle Radprofis der ProTour-Teams und der Zweitdivisonäre, die zu großen Rennen eingeladen werden wollen, werden künftig wesentlich öfter getestet als bisher. Mindestens vier Mal im Jahr müssen sie sich Blutkontrollen unterziehen und mindestens ein Mal im Jahr einer unangekündigten Trainingskontrolle. Diesen Weg hatten vor dem UCI-Beschluss schon die Teams T-Mobile und CSC in Dänemark eingeschlagen. Deren Fahrer werden neuerdings extern von Wissenschaftlern untersucht.
Zuletzt hat der Belgier Nico Mattan zugegeben, im Laufe seiner Karriere «so wie alle» gedopt zu haben. In einem Interview mit einem flämischen Wochenblatt wurde Mattan zum jüngsten Dopinggeständnis der belgischen «Radlegende» Johan Museeuw befragt. «Johan hat nichts anderes getan, als alle anderen. Alle haben in den 90ern EPO genommen», sagte der 35-Jährige, der heute für das britische Team «DFL» fährt und zwei Prologsiege bei Paris - Nizza feierte sowie 2005 den Klassiker Gent - Wevelgem gewann.