Berlin (dpa) - Im Durcheinander um die Zulassung des Bianchi-Teams als Nachfolger der gesperrten Coast-Mannschaft hat Kapitän Jan Ullrich zwei positive Nachrichten erhalten. Der Radsport-Weltverband UCI stellte die offizielle Lizenz-Erteilung für die neue Formation für das kommende Wochenende in Aussicht.
«verdi»-Justiziar Jürgen Leister vertrat zudem gegenüber dem Internetanbieter «Sport1.» die Ansicht, dass der Insolvenzverwalter Ullrich und das Team auf dem Weg zur am 5. Juli beginnenden Tour de France nicht aufhalten könne.
«Bianchi arbeitet sehr professionell und verlässlich mit uns zusammen. Ich rechne damit, dass alle von uns geforderten Unterlagen bis zum Wochenende geprüft sein werden, und wir dann schriftlich den GS-Status bestätigen können. Wir haben vom drohenden Rechtstreit in Deutschland gehört. Mit uns ist aber noch niemand in Kontakt getreten, so dass das bei unserer Entscheidung vorerst keine Rolle spielt», erklärte auf dpa-Anfrage der Franzose Alain Rumpf, der bei der UCI zuständige Straßen-Radsport-Koordinator.
«Natürlich ist der Insolvenzverwalter bemüht, die Filetstücke des Teams Coast zu veräußern - also die Fahrer. Man kann die Berechtigung zur Kündigung durch das Arbeitsgericht überprüfen lassen, aber ein Zahlungsverzug stellt grundsätzlich einen Grund dar, ein Arbeitsverhältnis zu kündigen», erklärte Leister. Es sei einem Arbeitnehmer nicht zuzumuten, zu arbeiten, ohne dass er eine «Vergütungsperspektive» habe.
Rechtlich sei mit Zugang der Kündigung der betroffene Fahrer für andere Teams frei. Leister: «Ich gehe davon aus, dass die Fahrer bald für Bianchi starten». Die seit dem 6. Mai zum zweiten Mal in dieser Saison gesperrten Coast-Fahrer hatten in der Vorwoche Verträge bei Bianchi unterschrieben, nachdem sie im April kein Gehalt erhalten hatten. Die meisten deutschen Coast-Profis fahren zur Zeit bei der Bayern-Rundfahrt mit Zustimmung der UCI im Trikot der deutschen Nationalmannschaft.
Lothar Venn, der vorläufige Insolvenzverwalter der Coast-Betreiber-Gesellschaft RSM, hatte erklärt: «Sollte von Dritten eine Übernahme des Coast-Teams gewünscht werden, so kann das selbstverständlich nur gegen eine angemessene Vergütung erfolgen». Solange die Kündigungen von 19 ehemaligen Coast-Fahrern von RSM nicht akzeptiert seien, hätten neue Verträge mit Bianchi nach deutschem Recht laut Venn keinen Bestand. Die Bianchi-Verantwortlichen wollen keine Ablöse zahlen.