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Markus Fothen vom Team Gerolsteiner im Jahr 2006 in Aktion.
04.03.2008 21:04
UCI droht massiv - ASO: Gesetzeskonform

Berlin (dpa) - Beim Start von Paris-Nizza in Amilly könnte der Weg zu einer eigenen Rennserie nach Formel-1- Vorbild im Radsport geebnet werden.

Das ist die Befürchtung des Weltverbands-Präsidenten Pat McQuaid, der im Streit mit dem Paris- Nizza-Veranstalter ASO immer heftiger droht und die Teams dringlich vor einer Teilnahme warnt. «Die ASO will eine eigene Liga. Falls die Teams folgen und starten, geben sie der ASO eine moralische Rechtfertigung, diesen Weg weiter zu verfolgen», erklärte der Ire. Trotz der Sanktionsgefahr - Fahrer-Sperren bis sechs Monaten, Verlust des Versicherungsschutzes und Ausschluss von Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen - haben sich 20 Profiteams für einen Start beim 66. Paris-Nizza entschieden.

Der Dachverband UCI bezeichnet das Traditionsrennen unter Federführung des französischen Verbandes als «illegal» und ist offensichtlich bereit, Strafen auszusprechen: «Wenn wir nichts machen, können wir gleich die Tür unseres Büros in Aigle schließen.» Ein Teil der deutschen Topfahrer - die Rundfahrt-Hoffnungen Linus Gerdemann (High Road) und Markus Fothen (Gerolsteiner) sowie Erik Zabel (Milram) - ist aus der Schusslinie und startet beim vier Tage später beginnenden Alternativ-Rennen Tirreno-Adriatico in Italien.

«Bei mir war ohnehin ein Start in Italien geplant», sagte Tour-de- France-Etappengewinner Gerdemann, der bedauert, «dass wir Fahrer bei dieser Auseinandersetzung zwischen UCI und ASO in Mitleidenschaft» gezogen würden. «Fürs Radfahren Strafen zu kassieren - das ist doch unmöglich», meinte Gerdemann, der zwischen den Streithähnen noch auf Diplomatie hofft. Beim Team Gerolsteiner werden bei der Aufstellung für Paris-Nizza keine Rücksichten auf den Streit und mögliche Auswirkungen genommen. Neben dem Vorjahres-Zweiten Davide Rebellin stehen mit Bernhard Kohl und Stefan Schumacher auch namhafte Tour-Kandidaten am Start in Amilly. Auch Jens Voigt von CSC startet, für High Road geht auch U23-Weltmeister Gerald Ciolek ins Rennen.

Bei Teilnahme am 9. März werde es laut McQuaid zuerst den veranstaltenden französischen Verband treffen, der für Weltmeisterschaften gesperrt werden könnte, dann die Mannschaften und Fahrer. Der UCI-Boss fühlt sich bestärkt durch einen 18:7-Beschluss der Europäischen Radsport-Vereinigung UEC, der sich dagegen wendet, dass sich die ASO mit Hilfe des UEC-Mitglieds FFC aus Frankreich außerhalb der UCI-Regularien und -Autorität stellt. Der Tour-de- France- und Paris-Nizza-Veranstalter ASO nannte die Drohungen der UCI «völlig unangemessen» und wähnt sich mit dem französischen Gesetz in Einklang. «Wir wollen ein unter sportlichen und ethischen Gesichtspunkten offenes System und nicht das geschlossene der UCI mit ihren ProTour-Regeln», hieß es am Dienstag in einer ASO-Erklärung.

Brian Cookson, der Präsident des britischen Verbandes, hofft trotz der verhärteten Fronten noch auf «Goodwill beider Parteien, sonst erlebt unser Sport den Zusammenbruch.» McQuaid erhofft noch Hilfe von der Politik und bat den französischen Radsport-Präsidenten Jean Petallier, umgehend eine Zusammenkunft mit dem französischen Sportminister zu arrangieren. Petallier («es spricht nichts dagegen, das Rennen unter unserer Aufsicht durchzuführen») kündigte an, dass das Treffen mit Minister Bernard Laporte am 7. März zu Stande kommen werde.

Die ASO reagierte auf die Wünsche der teilnehmenden Teams nach ausreichendem Versicherungs-Schutz, den die UCI nicht mehr gewähren wollte. Es wurden entsprechende Verträge unterzeichnet. Zudem wurde vereinbart, dass bei neuen Streitfällen - die sind für Paris-Roubaix am 13. April prognostiziert - das französische Olympische Komitee (CNOSF) als Schlichter tätig werden soll.

Die ASO, die der UCI unter anderem inkonsequentes Vorgehen im Anti-Doping-Kampf vorwirft, bleibt hart. Nach der «Katastrophen-Tour» 2007 mit insgesamt drei Dopingfällen und dem Ausschluss des Spitzenreiters Michael Rasmussen und des Skandal-Teams Astana hat sich die Verlagsgruppe ASO entscheiden, mit dem Dachverband UCI zu brechen. Als Veranstalter des wichtigsten Radsport-Ereignisses Tour de France und weiterer Rennen ist deren Machtposition offensichtlich kaum zu erschüttern. Als ersten Affront dieses Jahres wertete die UCI die Ausladung der als ProTour-Team lizenzierten Astana-Formation von sämtlichen ASO-Rennen 2008.


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