Berlin/Bremen (dpa) - Nach einem Jahr Zwangspause hat Erik Zabel bei der Tour de France 2006 wieder das Grüne Trikot im Visier.
Bei der ersten Zusammenkunft des neuen deutsch-italienischen Milram-Teams wurden zwischen den beiden Mannschafts-Kapitänen Erik Zabel (Unna) und Alessandro Petacchi (Italien) taktische Marschrouten festgelegt. In Bremen trafen die 30 verpflichteten Fahrer mit dem Sponsor und der Teamleitung unter Führung des Italieners Gianluigi Stanga zusammen. Dabei unterschrieb der 34-jährige Ex-Profi Jan Schaffrath (Berlin) einen Zwei-Jahres-Vertrag als einer der vier sportlichen Leiter. Das bestätigte Team-Manager Gerry van Gerwen.
Das Saisonprogramm der beiden Topfahrer soll bei einem ersten Trainingslager vom 12. bis 24. Dezember in der Toskana genau festgelegt werden. Van Gerwen befürchtet keine Interessens-Kollision der beiden Sprint-Spezialisten. «Wahrscheinlich werden sowohl Zabel als auch Petacchi die Tour bestreiten, was ein Riesenvorteil für das Team und unser ganzes Projekt ist. Petacchi bietet eine gewisse Sicherheit, ein, zwei oder mehr Etappen zu gewinnen. In diesem Fall würde früh Ruhe im Team einkehren und alle könnten sich darauf konzentrieren, damit wieder Erik das Grüne Trikot holt», meinte der Manager aus den Niederlanden.
Auch bei Zabels erklärtem Lieblingsrennen Mailand-San-Remo, das der Berliner schon vier Mal gewann und Petacchi im Vorjahr zum ersten Mal, sieht van Gerwen kein Konflikt-Potenzial: «Das Strecken-Profil wurde geändert. Jetzt ist kurz vor Schluss ein weiterer Berg hinzugekommen. Vielleicht ist das zu schwierig für Petacchi.»
Der Norditaliener gilt als schnellster Radprofi auf den letzten 200 Metern und formulierte seine Saisonziele für 2006 in einem Interview mit der «Gazzetta dello Sport» unmissverständlich: «Mein Hauptaugenmerk liegt auf den Klassikern Mailand-San-Remo, Flandern- Rundfahrt, Paris-Roubaix und Paris-Tours sowie der Tour de France.» Petacchi ließ keinen Zweifel daran, dass er sich den 35-jährigen Zabel als idealen Helfer an seiner Seite wünscht.
Leichter Groll auf das T-Mobile-Team, das ihn im Juli zum ersten Mal in 13 Jahren nicht mit zur Tour nahm, war mit ausschlaggebend für Zabels Wechsel in die neue Formation, die der norddeutsche Milchproduzent großzügig sponsert. Milram bot dem gebürtigen Berliner ein garantiertes Tour-Startrecht und einen lukrativen Drei-Jahres- Vertrag mit anschließender Weiterbeschäftigung im Betrieb. Zabel holte in Frankreich sechs Mal das Grüne Trikot, sein letzter Etappensieg liegt drei Jahre zurück.
Die Struktur des neuen Teams könnte Probleme bergen. Alleiniger Geldgeber ist der Nordmilch-Konzern in Bremen. Halter der ProTour- Lizenz und Empfänger des Sponsoren-Geldes ist Stanga, der seinen Sitz in Bergamo hat. Als Manager hält dazu der Niederländer van Gerwen die Fäden in der Hand, sportliche Aushängeschilder sind Zabel, Petacchi und Mirko Celestino. Die Italiener können sich der gegenseitigen Unterstützung im Team jedenfalls sicher sein: Das Verhältnis zu den verpflichteten deutschen Profis, wovon die meisten nur Zweitliga- Erfahrung mitbringen, lautet 2:1.