Berlin (dpa) - Der von der Tour de France ausgesperrte Andreas Klöden hat seinen ersten Sieg bei der Tour de Suisse auf Rang zwei um 49 Sekunden verpasst.
Roman Kreuziger, den Klöden bei der Tour de Romandie im Mai auf den zweiten Platz verwiesen hatte, nahm Revanche und sicherte sich als erster tschechischer Radprofi den Gesamtsieg bei der Rundfahrt durch die Schweiz. Ausschlaggebend für den überraschenden Erfolg des 22-Jährigen, der im Anschluss vom 5. Juli an mit dem italienischen Liquigas-Team auch die Tour de France bestreiten wird, war der Sieg am Samstag beim Bergzeitfahren.
Klöden, der seinen 33. Geburtstag feierte, war mit dem Ergebnis zufrieden. «Ehrlich gesagt, ist das mehr als ich erwartet hatte. Nach meiner Krankheit beim Giro kam ich ohne eine richtige Vorbereitung in die Schweiz. Ich verlor zweimal 20 Sekunden - das hat wahrscheinlich den Unterschied gemacht. Aber ich will mich nicht beschweren: Kreuziger ist ein großes Talent», sagte der Wahlschweizer aus Cottbus nach dem Rennen.
Der junge Tscheche war auf den 25 Kilometern von Altdorf auf den Klausenpass nicht zu schlagen und verwies José Rujano aus Venezuela (+ 16 Sekunden) und Klöden (+17) auf die folgenden Plätze. An dieser Reihenfolge änderte das Ergebnis der 9. und letzten Etappe, die Fabian Cancellara in seiner Heimatstadt Bern nach 168 Kilometern gewann, nichts mehr. Es war der zweite diesjährige Etappensieg des Schweizer Zeitfahr-Weltmeisters. Markus Fothen (Kaarst/Gerolsteiner) auf Rang acht und Christian Knees (Bonn/Milram) auf Rang neun komplettierten im Gesamtklassement das erfreuliche deutsche Ergebnis in der Schweiz.
Klöden, der den Giro wegen einer fiebrigen Erkältung aufgab, hatte schon vor dem Zeitfahren seinen Plan für die nächsten Wochen dargelegt: «Erstmal ausspannen und auskurieren.» Sein Team Astana ist bekanntlich wegen seiner Doping-Vergangenheit nicht zur Frankreich-Rundfahrt zugelassen. «Wenn ihn der deutsche Verband nominiert, fährt er nach Peking, dann ist er für die Deutschland-Tour und die Polen-Rundfahrt eingeplant. Für die Vuelta ist er nicht vorgesehen», sagte Astana-Sprecher Philipp Maertens. Nach den Worten des Belgiers kann Klöden, dessen Vertrag zum Jahresende ausläuft, auch mit einem neuen Angebot rechnen: «Teamchef Johan Bruyneel ist sehr zufrieden mit ihm».
«Bisher war mein Sieg bei der Junioren-WM in Verona 2004 mein wichtigster Erfolg. Das ist mein erster großer Triumph bei den Profis», strahlte Kreuziger nach seinem Zeitfahrsieg, mit dem er dem High-Road-Profi Kim Kirchen das Gelbe Trikot entrissen hatte. Der Luxemburger vom T-Mobile-Nachfolger war beim Bergzeitfahren eingebrochen und hatte über drei Minuten auf Kreuziger verloren. Der Tscheche hatte wie vor ihm Jan Ullrich 2004 und 2006 den Gesamtsieg durch einen Erfolg im Zeitfahren perfekt gemacht hatte.
Die Schweizer Veranstalter gingen auf Konfrontationskurs mit dem Radsport-Weltverband UCI, wie vor ihnen die Chefs der anderen großen Länder-Rundfahrten. Tour-de-Suisse-Direktor Armin Meier, 1998 als Mitglied der Festina-Mannschaft in die Doping-Affäre verwickelt und danach reumütig geständig, fordert mehr Freiheiten. Meier rechtfertigte die prompte Ausladung von Ex-Weltmeister Tom Boonen nach dessen Kokainaffäre. «Wir tragen zu 100 Prozent das finanzielle Risiko, aber wir haben nicht die geringste rechtliche Handhabe», meinte Meier, dessen Rennen anders als Giro, Tour de France oder Vuelta noch zum UCI-ProTour-Wettbewerb gehört.