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Tour-Manager Jean-Marie Leblanc (l) begrüßt seinen Nachfolger Christian Prudhomme.
27.10.2005 15:33
Tour 2006 ohne Team-Zeitfahren

Paris (dpa) - Im Jahr 1 nach Lance Armstrong unternimmt Jan Ullrich vermutlich seinen letzten Anlauf, die Tour de France nach 1997 doch noch einmal zu gewinnen. Die Chancen dazu stehen ohne das weggefallene Mannschaftszeitfahren und mit weniger Berganstiegen als 2005 nicht schlecht.

Der 31-jährige Ullrich, dessen Vertrag bei T-Mobile zum Saisonende ausläuft, glänzte bei der feierlichen Strecken-Vorstellung im Pariser Palais des Congrès ebenso durch Abwesenheit wie der siebenfache Rekordsieger Lance Armstrong. Der inzwischen zurückgetretene Texaner liegt wegen Doping-Anschuldigungen im Clinch mit den Veranstaltern.

Die Tour 2006 beginnt eine Woche vor dem Finale der Fußball- Weltmeisterschaft am 1. Juli mit einem sieben Kilometer langen Prolog in Straßburg. Sie führt danach über Auslands-Abstecher nach Luxemburg, Belgien und die Niederlande gegen den Uhrzeigersinn zuerst durch die Pyrenäen, dann über die Alpen, wo auch wieder eine Etappenankunft in L'Alpe d'Huez auf dem Programm steht. Die 93. Tour endet nach 3639 Kilometern am 23. Juli auf den Pariser Champs Elysées und verzichtet auf ein spektakuläres Mannschafts-Zeitfahren, auf das die Einkaufspolitik vieler Teams schon ausgerichtet war.

Deutschland ist den Veranstaltern im kommenden Jahr einen 30 km- Abstecher auf der 1. Etappe, die in Straßburg gestartet wird, wert. Neben dem Prolog stehen nur zwei weitere Einzelzeitfahren (7. Etappe/52 km und 19. Etappe/56 km) sowie fünf Hochgebirgs-Etappen auf dem Programm. «Der Wegfall des Team-Zeitfahrens war auch für uns eine Überraschung. Wir haben uns in den letzten Jahren dort kontinuierlich verbessert. Aber es ist für uns weder ein Vor- noch ein Nachteil», sagte T-Mobile-Manager Olaf Ludwig in Paris.

«Wir haben eine Neuverteilung der Rollen. Die kommende Tour wird wieder spannend», sagte der neue Tour-Direktor Christian Prudhomme zum sportlichen Wert der Nach-Armstrong-Ära. Der 2006 nach 17 Jahren scheidende Tour-Chef Jean-Marie Leblanc nahm zur immer währenden Doping-Problematik Stellung: «Wir sind beim Kampf gegen Doping an einer Wegkreuzung zwischen Ethik und dem K.o. Ich hoffe, die Fahrer und ihre Ärzte irren sich nicht in der Richtung. Die Enthüllungen über Armstrong von 1999 werfen einen Schatten auf seine Karriere.»

In den Tagen vor der nächsten Tour sollen Dopingkontrolleure der Welt-Antidoping-Agentur WADA möglichst viele unangekündigte Trainingskontrollen vornehmen. «Wir wollen nicht wieder solche Typen haben, die drei Wochen vor der Tour abtauchen. Das schlimmste im Sport heute ist das Misstrauen, der Verdacht. Doping wird man nie ganz besiegen, aber die verbreiteten Verdächtigungen kann man bekämpfen», sagte Prudhomme.

«Das ist eine Tour für Zeitfahrer wie Jan Ullrich. Aber, obwohl es weniger Berge als zuletzt gibt, wird das für mich keine Schwierigkeit, weil ich mich im Zeitfahren verbessert habe», sagte der diesjährige Tour-Zweite Ivan Basso (Italien), der erwägt, für die volle Tour-Konzentration 2006 auf den Giro d'Italia zu verzichten. «Es gibt vielleicht zehn Fahrer, die die Tour gewinnen können: Ullrich, Winokurow, ich und einige andere», sagte Basso in Paris. «Keine Tour für Kletterer», befand Hans-Michael Holczer, Teamchef bei Gerolsteiner.

Die Neuigkeiten der Präsentation wird Ullrich wahrscheinlich erst bei seiner Rückkehr aus dem Urlaub erfahren. «Es bringt ihm doch nichts, ob er es heute um eins, um fünf oder dann erfährt, wenn er zurückkommt. Wir lassen ihn im Urlaub zufrieden», sagte Ludwig. «Er kommt am Wochenende zurück und beginnt am 1. November mit einem Fitness-Programm für die kommende Saison. Das erste große Trainingslager werden wir im Dezember wieder in Südafrika beziehen», kündigte sein Betreuer Rudy Pevenage an.


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