Paris (dpa) - Radprofi Ivan Basso ist von seinem Team Discovery Channel suspendiert worden, teilte der Rennstall in Paris mit. Der 29 Jahre alte Italiener muss sich nun am 2. Mai vor der Anti-Doping-Agentur des Nationalen Olympischen Komitees Italiens (CONI) verantworten.
Zuvor war bekannt geworden, dass sich der Giro-Gewinner von 2006 schon am 2. Mai unter der Südkurve des Olympiastadions in Rom erneut der Anti-Doping-Agentur des Nationalen Olympischen Komitees CONI stellen muss. In Spanien tauchte weiteres Belastungsmaterial auf und Medien spekulieren, dass die Staatsanwaltschaft Bergamo schon nächste Woche einen DNA-Test nach deutschem Vorbild einleiten könnte. Grundlage dazu könnte das in Italien existierende Anti-Doping-Gesetz bieten.
Über einen DNA-Vergleich war Ullrich nachgewiesen worden, dass die neun bei Fuentes gelagerten und ihm zugerechneten Blutbeutel tatsächlich das Blut des Toursiegers von 1997 enthielten. Auch Basso hatte sich kürzlich über sein Team - wie fast alle ProTour-Fahrer - bereit erklärt, «bei Bedarf» einen DNA-Test abzugeben. Ullrich trat am 26. Februar zurück. Basso, der wegen erster Indizien wie Ullrich am Tour-Start 2006 gehindert wurde, schloss sich zu Beginn der Saison dem US-Team Discovery Channel an und ist im Rennbetrieb wieder aktiv.
Erste Reaktionen Bassos und seines Rennstalls war seine Start-Absage der beiden in Belgien stattfindenden ProTour- Rennen Flèche Wallonne und Lüttich-Bastogne-Lüttich. Beide Rennen werden vom Tour-de-France-Organsitaor ASO veranstaltet. Tour-Direktor Christian Prudhomme hatte vergangenes Wochenende erneut bekundet, Basso sei beim Saisonhöhepunkt im Juli nicht erwünscht. Bassos geplanter Start beim Giro und bei der Tour steht jetzt mehr denn je in den Sternen.
«Aus Spanien bricht ein neuer Sturm über Basso herein», hieß es in der »Gazzetta dello Sport», die auf die Veröffentlichungen der spanischen Zeitung «Interviú» reagierte. Das Wochenblatt hatte berichtet, Kalender mit Blutentnahme - und Blutgabe-Terminen von Basso bei Fuentes seien aufgetaucht. Außerdem sollen zwischen 2004 und 2006 insgesamt 111 000 Euro für Dopingmittel und «gefrorenes Blut» über ein Züricher Konto geflossen sein. Basso soll eine Blutuntersuchung im November 2005 bei Merino Batres in Madrid vorgenommen haben. Der Hämatologe war von den spanischen Behörden, die ihre Ermittlungen inzwischen einstellten, als Fuentes-Komplize bezeichnet worden.
Bislang hatte Basso - wie Ullrich - immer bestritten, in Madrid gewesen zu sein und Fuentes zu kennen. Die spanischen Ermittler behaupteten, die von Fuentes verwendeten Decknamen «Birillo» (der Name seines Hundes) und «Nummer 2» bezögen sich auf den 29-jährigen Italiener. Durch den positiven DNA-Abgleich im Fall Ullrich war bewiesen worden, dass die Guardia Civil richtig lag und mit den Pseudonymen «Jan», «Nummer 1» und «Rudys Sohn» unzweifelhaft Ullrich gemeint war.
Die Staatsanwaltschaft Bergamo hatte im Juli 2006 Kontakt zu den spanischen Ermittlern. Damals ging es um internationalen Doping-Handel. Ende September 2006 ermittelte sie dann unter anderen gegen Bassos Schwester Elisa, die auch Dauergast bei der vergangenen Tour de France war, wegen Dopinghandels in Fitness-Studios in Italien. Gegen Basso wurde in Italien von der Sportjustiz das Verfahren eingestellt, weil aus Madrid kein Material kam und das vorliegende nicht reichte. Die CONI-Ermittler kündigten zum Ende des vergangenen Jahres an, den Fall wieder aufzunehmen, wenn neues Material vorläge.
Für neue Verfahren plädiert auch Weltverbands-Präsident Pat McQuaid, der die spanischen Behörden und den Sportminister des Landes in einem Brief um Unterstützung bat. Die nächste UCI-Sitzung findet am Donnerstag in Lüttich vor dem Weltcup-Rennen statt. Davor wollen sich bei einem Treffen mit dem französischen Tour-Veranstalter ASO auch die ProTour-Teams positionieren, um vielleicht eine einheitliche Front gegen den Einsatz aller 51 Profis zu bilden, die in der Fuentes-Affäre unter Doping-Verdacht stehen.