Paris (rad-net) - Der diesjährige Tour-de-France-Sieger Tadej Pogacar (UAE-Team Emirates) hat zugegeben, vom Gesamtsieg der Frankreich-Rundfahrt überrascht gewesen zu sein. Der 22-Jährige Slowene feierte am Sonntagabend seinen Triumph in Paris und konnte den Erfolg am Montagabend immer noch nicht glauben.
«Die Tour ist der Traum von jedem jungen Radsportler und ich habe sie gestern gewonnen. [...] Auf dem Podium in Paris neben Legenden wie Primoz Roglic und Richie Porte zu stehen, die in den vergangenen Jahren eine große Inspiration für mich und die ganze Welt waren [...], das ist einfach unglaublich für mich», schrieb Pogacar am Montagabend in den sozialen Netzwerken.
Der Jungprofi war zwar schon zu Beginn der Tour ehrgeizig gestartet, jedoch sah es lange so aus, als ob er der Dominanz des Team Jumbo-Visma unterlegen sei. Insgesamt elf Tage trug dessen Kapitän Roglic das Gelbe Trikot und alles deutete darauf hin, dass er es auch nach Paris tragen würde. Doch sein Vorsprung von 57 Sekunden stellte sich im Einzelzeitfahren auf der vorletzten Etappe als zu gering heraus. Pogacar übernahm das Trikot des Gesamtführenden, nachdem er Roglic auf dem 36,2 Kilometer langen Kurs, 1:56 Minuten hinter sich ließ.
«Vor dem Zeitfahren dachte ich, ich würde Zweiter werden und ich war mit diesem Ergebnis und dem weißen Trikot des besten Jungprofis zufrieden. Am Abend zuvor, auf dem Parkplatz, hatte ich beobachtet, wie die Mechaniker ein spezielles weißes Fahrrad für mich vorbereiteten, um auf der Champs-Elysées anzukommen. Aber dann stellte das Zeitfahren alles in meinem Leben auf den Kopf, und alles ist immer noch auf dem Kopf in mir», berichtete Pogacar im Interview mit «L'Equipe». «Ich denke, das Geheimnis meines Erfolges ist, dass ich gestartet bin, ohne einen Moment an den Sieg zu denken. Ich war frei und hatte nicht einmal ein Wattmessgerät dabei.»
Mit seinem Sieg ist Pogacar erst der zwölfte Fahrer, der die Frankreich-Rundfahrt bei seinem Debüt gewinnen konnte. Zeitgleich ist er jüngster Sieger der Tour seit Henri Cornet 1904. Trotz dieses unglaublichen Erfolgs, entschuldigte sich der Fahrer beinahe bei seinem Kontrahenten Roglic, dem er so kurz vor dem Ziel den Triumph streitig gemacht hatte.
«Primoz war so würdevoll. Er schien die Niederlage gut einzustecken. Er war der Beste, die ganze Tour, und dann hatte er nur einen schlechten Tag. [...] Es tut mir leid für ihn, aber das ist Sport. Wir wollen gewinnen, wir geben alles und leider hat er das Trikot verloren und ich bin derjenige, der es hat, obwohl er einer der besten Fahrer der letzten drei Jahre ist.»