Bonn (dpa) - Die Existenz des erfolgreichsten deutschen Radsportteams ist bis 2008 gesichert. Wie Sponsor T-Mobile in Bonn bekannt gab, wurde das bis 2006 datierte Engagement vorzeitig um zwei Jahre verlängert.
«Für uns ist das ein wichtiges Signal und ein Zeichen dafür, dass wir uns langfristig in der Weltspitze etablieren werden», sagte Co-Manager Olaf Ludwig bei der Präsentation der neuen Mannschaft, die mit 27 Fahrern aus acht Nationen in die neue Saison starten wird.
Die ermunternde Botschaft des Unternehmens, das die 1991 unter dem Namen Team Telekom begonnene Zusammenarbeit mit den Radprofis fortsetzt, verschaffte allen Beteiligten die erhoffte Planungssicherheit. «Bis 2006 laufen 21 von 27 Verträgen aus. Diese Fahrer wollen wissen, wie es weiter geht», meinte Ludwig. Nicht minder bedeutsam war die Zusage des Sponsors für ihn selbst: Weil der ehemalige Radprofi im kommenden Jahr seinen Vorgänger Walter Godefroot als Team-Manager beerben wird, ist er bei der Gründung einer eigenen GmbH in finanzielle Vorleistung getreten.
In seiner letzten Saison als Teammanager hat Godefroot nochmals einen erlesenen Kader zusammengestellt. Die neu ins Leben gerufene ProTour, in der 19 Topmannschaften die 27 wichtigsten Saisonrennen zwingend besetzen müssen, hat bei seiner Auswahl eine wichtige, aber nicht zentrale Rolle gespielt. Das Hauptaugenmerk liegt weiterhin auf der Tour de France. Mit dem zweiten Gesamtsieg nach 1997 will Jan Ullrich das für ihn mäßige Vorjahr vergessen machen: «Ich bin stolz auf diese Mannschaft und werde der Tour alles unterordnen.»
Die Verpflichtung seines Wunschfahrers Oscar Sevilla erhöht die Chancen, dass der große Wunsch in Erfüllung geht. Der Bergspezialist aus Spanien ist neben Landsmann Paco Lara, den Deutschen Olaf Pollack und Marcus Burghardt sowie Bernhard Kohl (Österreich) und Bas Giling (Niederlande) einer von sechs Neuzugängen. In Andreas Klöden und Alexander Winokurow stehen Ullrich zwei Fahrer mit Chancen auf den Gesamtsieg zur Seite. Die hohe Qualität des Teams erleichtert dem Kapitän die Entscheidung, auf die Frühjahrsklassiker zu verzichten: «Wir haben sieben bis acht Fahrer mit besten Chancen für diese Rennen. Da ist für mich kein Platz. Mein Motor fängt erst langsam an zu brennen», sagte Ullrich.
Viel wird davon abhängen, welche Auswirkungen die hochtrabenden Pläne der Doppelspitze Godefroot/Ludwig und des Sportlichen Leiters Mario Kummer auf das Betriebsklima haben. Wie schon vor knapp zwei Wochen im Trainingslager auf Mallorca wurde auch in Bonn über die künftige Rolle von Erik Zabel diskutiert. Spekulationen über eine angeblich beschlossene Ausbootung des 34 Jahre alten Musterprofis bei der Großen Schleife drückten auf die Stimmung.
Weil der - an hochkarätigen Siegen gemessene - erfolgreichste deutsche Radprofi kein Domestike fürs Gelbe Trikot ist, soll kein Platz mehr für ihn im Tour-Kader sein. Eine Aussprache von Zabel mit Team-Gefährte Klöden, der für eine Tour-Mannschaft ohne Sprinter plädiert hatte, glättete zwar die Wogen, schaffte das Problem aber nicht aus der Welt. Zabel machte aus seiner Gemütslage keinen Hehl: «Es ist legitim, über verschiedene Strategien laut nachzudenken. Aber ich wäre schon sehr enttäuscht, wenn ich nicht dabei wäre.»